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Hoffnung auf Innovationsschub

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Die universitäre Forschung ist heute nach übereinstimmender Meinung von Politikern, Innovationsexperten und vieler universitärer Forscher selbst ein für die Wirtschaft noch vielfach unbekanntes und daher zu wenig genutztes Potential. An den Technologietransfer zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft knüpfen sich berechtigte Hoffnungen, die sich auf positive Ergebnisse bisheriger Forschungskooperationen stützen können.. Allerdings gibt es auch Stimmen von Innovationsfachleuten, die vor einem Transferaktivismus warnen. Auch für Know-how-Angebote aus dem universitären

Bereich gilt letztlich, daß nur das ankommt, was den Markterfordernissen und den Zukunftsstrategien der Unternehmen entspricht.

Noch unbekannt ist für Österreich auch, wie umfangreich überhaupt das durch Technologietransfer zu erschließende Potential an universitären Ideen-bringern ist. Sicher ist, daß die bisher vom Forschungsförde-rungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) geförderten rund 100 universitären Forscher höchstens die Hälfte der insgesamt für die Wirtschaft tätigen Angehörigen technologisch orientierter Universitätsinstitute sind. In Österreich gibt es aber etwa 250 solcher Institute.

Für eine mögliche Kooperation mit der Wirtschaft kommen neben den Institutsleitern auch andere entsprechend qualifizierte Mitarbeiter in Frage. Größere Firmen lassen bestimmte Forschungsprobleme auch durch Dissertanten lösen. Das wirtschaftlich verwertbare universitäre Forschungspotential könnte derzeit bei mindestens 1.000 Personen liegen. Etwa ein Fünftel davon wird tatsächlich in Anspruch genommen.

Die Erfahrungen aus geförderten Forschungskooperationen zwischen Universitäten und Wirtschaft sind überwiegend positiv. An der derzeit in Wien stattfindenden 3. österreichischen Wissenschaftsmesse kann man einige Produktbeispiel^ aus solchen ge-

glückten Zusammenarbeiten sehen, z. B. Hochleistungsschleifscheiben sowie Meß- und Steuergeräte für Energieversorgungssy-ateme. Diese Produkte sind, wie fast alle forschungsintensiven Entwicklungen, überdurchschnittlich exportorientiert und damit stark leistungsbilanzver-bessernd.

Forscher mit hoher Reputation und laufenden Projekterfolgen bedürfen keiner Vermittlung. Dagegen könnte der große Kreis der Nachwuchsforscher, aber auch der zwar schon erfahrenen, aber weniger kontaktfähigen Forscher von einem organisierten System von Angebot und Nachfrage im Forschungsbereich zweifellos profitieren. Ein Nachschlagewerk für das an den Universitäten vorhandene „Leistungsangebot für die Wirtschaft" liegt bereits vor und soll demnächst aktualisiert werden.

Dokumentationen dieser Art sind aber allein nicht handlungs-auslösend. Firmen nehmen den Rat, externe Fachleute zu konsultieren, am ehesten von Stellen entgegen, die für ihre Projekte auch anderweitige Hilfestellung gewähren, z. B. von den Wirt-schaftsförderungsinstituten oder den Forschungsförderungsfonds. Wer die Vermittlerrolle mit Erfolg übernehmen will, muß selbst bereits bekannt und vertrauenswürdig sein.

Wie weit die schon bestehenden oder noch zu schaffenden Vermittlungsstellen zwischen Hochschulen und Wirtschaft tatsächlich beansprucht werden, wird aber auch davon abhängen, ob die Wirtschaftskrise, die auch die Universitäten in Form eines gebremsten Budgetwachstums trifft, von beiden Seiten als „In-

novationspeitsche" empfunden wird. Obwohl die wirtschaftliche Rezession in den Unternehmen als Ertragseinbuße verspürt wird und meist mit Sparmaßnahmen beantwortet werden muß, läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen, daß die „Innovationsschübe" der Wirtschaft während der Depression und nicht während der Hochkonjunktur erfolgen.

Während die grundlegenden Ideen zu technischen Neuerungen, dem Drang nach Erkenntnis folgend, relativ kontinuierlich anfallen, vollzieht sich die wirtschaftliche Verwertung vorwiegend unter dem Druck der ökonomischen Anderungserfordernis-se, der in der Hochkonjunktur schwach, in der Depression dagegen stark und dringlich ist. Im Dilemma der Umstrukturierung werden jahrelang ungenützte Technologien plötzlich als lebensrettend erkannt.

Analog zu dieser weitgehend erhärteten Beobachtung müßte angenommen werden, daß die Wirt-

schaft heute durch den allseits fühlbaren Umstellungszwang für neue Ideenangebote aus den Hochschulen sensibilisiert ist. Die Trennungsmauern zwischen Industrie und Universitäten sind übrigens im Hinblick auf die infrastrukturelle Ausstattung der Wissenschaft längst gefallen.

Die heute in den Ideentransfer aus den Universitäten gesetzten Hoffnungen entspringen letztlich auch der Erwartung, daß die wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten durch die Benützung einer hochtechnisierten Infrastruktur vor allem im Bereich der angewandten Naturwissenschaften ergiebiger geworden sei. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen erscheinen diese Hoffnungen als plausibel. Vermittlungsmaßnahmen dürften daher gerade jetzt gute Erfolgschancen haben, sofern sie unbürokratisch funktionieren und der Eigeninitiative Vorrang geben.

Der Autor ist Geschäftsführer des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft. Er vertritt in diesem Beitrag seine persönliche Meinung.

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