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Hoffnung für Österreichs Fische

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Herkömmliche Waschmittel haben nicht nur Wäsche, sondern auch Gewässer „gesäubert". Für deren Fauna könnte sich die Verwendung neuer Produkte segensreich auswirken.

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Herkömmliche Waschmittel haben nicht nur Wäsche, sondern auch Gewässer „gesäubert". Für deren Fauna könnte sich die Verwendung neuer Produkte segensreich auswirken.

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Gute Nachricht für Umweltschützer: Gesundheitsminister Kurt Steyrer plant ein neues Gesetz, das den stufenweisen Abbau von Phosphaten in Waschmitteln regeln soll. Diese Substanz führt nämlich in den Flüssen und Seen zu einer Eutrophierung (Uberdüngung) und in der Folge zu verstärktem Algenwuchs. Dadurch wird dem Wasser immer mehr Sauerstoff entzogen, was in letzter Konsequenz das Sterben der Fische bewirken kann.

Daß rund ein Drittel der Phosphatrückstände in den Gewässern von Waschmitteln stammen, geben selbst Waschpulverproduzenten zu. Brancheninsider halten sogar 40 bis 60 Prozent für realistischer, während man in der Bundesanstalt für Gewässergüte keine „nennenswerten Schwierigkeiten" mit den Phosphatrückständen aus Waschmitteln kennt. Der größere Teil dieser umweltfeindlichen Substanz stamme, so Hofrat Lambert Ottendorfer, aus Düngemitteln und Kanalisationsanlagen.

In dieser Situation dürfte eine Neuheit auf dem Waschmittelmarkt den herkömmlichen Pulvern in Zukunft Konkurrenz machen: Wasch- und Reinigungsmittel aus Molke, einem Abfallprodukt der Käseerzeugung, das in den Gewässern zur Gänze abgebaut werden kann und so die Umwelt nicht belastet. Zurzeit fallen von diesem Naturstoff rund eine Million Liter pro Tag in Österreich an, die bisher vor allem in der Futtermittelindustrie, Backwaren- und Lebensmittelindustrie oder für Molkegetränke verwendet wurden.

Der größte Vorteil der neuen Molke-Waschmittel — es gibt bereits ein Geschirrspülmittel, einen Haushaltsreiniger, ein Waschmittel bis 60 Grad sowie Spezialprodukte für die Industrie — ist, wie der Wiener Chemiker Erhard Diwald erklärt, daß auf Phosphate verzichtet werden kann. Ein weiteres Plus ist die gute Hautverträglichkeit, da die Molke-Produkte dem ph-Wert (Säuregehalt) der Haut sehr nahe kommen.

Dieser „saure" Zustand bewirkt auch, daß der Kalk im Wasser nicht ausgefällt wird wie bei alkalischen Mitteln, die Dosierung ist daher von der Wasserhärte unabhängig. Weiters kann man sich den Weichspüler sowie den Entkalker ersparen.

Eine Produktpalette, die auch in ökonomischer Hinsicht Chancen auf Erfolg haben könnte. Denn traditionelle Waschmittelhersteller, die bisher Phosphate im Kampf gegen den Grauschleier — diese Substanz macht das Wasser weich, denn hartes Wasser verursacht ein schnelles Vergrauen der Wäsche — einsetzten, werden nun andere Stoffe in die Pulver mischen müssen. Allerdings mit dem Nachteil, daß geeignete Substanzen, wie etwa Ceo-lit oder verschiedene Silikate, teurer als die schädlichen Phosphate sind. Ein Umstand, der sich früher oder später im Preis der Waschpulver niederschlagen wird.

Für die Molke-Produkte ist das, so Sigurd Haala, Geschäftsführer der Schärdinger Tochter Molko-na, ein weiterer Vorteil im künftigen Konkurrenzkampf gegen die herkömmlichen Waschpulver. Bei geplanter Großproduktion und somit günstigem Preis könnten sie eine echte Alternative werden.

Trotzdem bleibt die Frage, ob damit alle ökologischen Probleme gelöst sind. Denn sowohl herkömmliche Waschpulver als auch die neuen Produkte aus Molke enthalten verschiedene waschaktive Substanzen. Allerdings dürften die Probleme mit diesen De-tergenzien oder auch Tensiden nicht mehr so gravierend sein. Die Zeit der sechziger und frühen siebziger Jahre, als Schaumteppiche manche Gewässer bedeckten, ist vorbei.

Sogenannte „harte Waschmittel" verschwanden nach dem De-tergenziengesetz 1964 in der Bundesrepublik Deutschland vom Markt, die Produkte mußten nun mindestens zu 80 Prozent biologisch abbaubar sein. (Weiche De-tergenzien können von Mikroorganismen leicht abgebaut werden.)

In Österreich gibt es seit September 1981 Richtlinien des Landwirtschaftsministeriums, die die Emissionen der Detergenzien in die Fließgewässer begrenzen. Denn wenn auch nur mehr leicht abbaubare Substanzen verwendet werden dürfen — die weichen Tenside, die in den Molke-Produkten vorhanden sind, werden zu 100 Prozent biologisch abgebaut —, so wirken sich auch diese Stoffe im Uberfluß negativ aus. Sie sind oberflächenwirksam, entspannen das Wasser und lösen Schmutzstoffe, können aber dadurch auch, so der Biologe Werner Katzmann von der Bundesanstalt für Gesundheitswesen, Defekte an machen Organismen, wie etwa Wasserflöhen, hervorrufen.

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