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Hoffnung für Ulster

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Ein Diskussionspapier der irischen Oppositionspartei Fine Gael, das sich mit der Vereinigung Irlands auseinandersetzt, bedeutet einen - wenn auch schwachen - Hoffnungsschimmer für die Zukunft der zerrissenen Insel: Fine Gael schlägt darin vor, die Republik Irland und die britische Provinz Nordirland sollten sich zu einem Staatenbund mit Parlamenten in Dublin und Belfast zusammenschließen.

Ein Hoffnungsschimmer ist dieser Plan vor allem deshalb, weil die nordirischen Protestanten in einer Konföderation kaum eine Majorisierung durch den katholischen Süden zu befürchten hätten. Und gerade diese Furcht vor der Beherrschung durch die Katholiken der Republik im Falle einer Wiedervereinigung war ein entscheidendes Argument für die Protestanten Nordirlands, sich vehement gegen einen Zusammenschluß mit Dublin zu wehren.

Das Papier trägt die Handschrift des früheren Außenministers und jetzigen Parteichefs der Fine Gael, Garret Fitzgerald, und ist sehr wahrscheinlich das Ergebnis geheimer Gespräche zwischen der Parteispitze der Fine Gael und Vertretern der protestantischen paramilitärischen UDA (Ulster Defense Association). Offensichtlich hat auch diese extremste protestantische Vereinigung, auf deren Konto eine Anzahl von Morden an Katholiken geht, die Notwendigkeit eines britischen Rückzuges aus Nordirland eingesehen.

Die Fine Gael argumentiert vor allem mit drei Vorzügen des vorgeschlagenen Staatenbundes: • Erstens könnte eine gemeinsame Polizeitruppe auf beiden Seiten der Grenze operieren. Das würde im Falle eines Rückzuges der britischen

Soldaten aus Nordirland bedeuten, daß eine von beiden Seiten anerkannte Polizeitruppe den Terror besser bekämpfen und das von den Briten hinterlassene Machtvakuum füllen könnte,

• Zweitens könnten Nordirlands Interessen auf lange Sicht besser durch eine Verbindung mit der seit jüngstem prosperierenden Wirtschaft der Irischen Republik als mit der kränkelnden britischen Wirtschaft gewahrt werden. Dieses Argument widerspiegelt den irischen Wirtschaftsaufschwung seit dem Eintritt der Republik in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Im Gegensatz dazu befindet sich die mit Großbritannien verbundene Wirtschaft Nordirlands in einer schweren Krise.

• Drittens seien die Interessen des nördlichen und südlichen Irland in der EG in den meisten Fällen identisch, während es zwischen Ulster und Großbritannien Differenzen gebe.

So hoffnungsvoll der Plan auch sein mag - er ist mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden. Denn die politische Loyalität der nordirischen Protestanten zu Großbritannien hat die wirtschaftliche Ernüchterung der letzten Jahre überlebt. Außerdem hat die am Plan wahrscheinlich mitbeteiligte UDA bei ihren protestantischen Glaubensgenossen keine Massenbasis. Und schließlich zeigt Großbritannien keine ernsthaften Absichten, einen eigenen Verhandlungsentwurf für Nordirlands Zukunft zu präsentieren. Das mag auch der Grund für die jüngste Terrorkampagne der IRA (Irisch Republikanische Armee) in Großbritannien sein.

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