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Hoffnungsvolle Entwicklung

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Die Früchte der Seelsorge reifen langsam. Was heute in Blüte steht, wurde schon vor langer Zeit gesät und gepflegt. Umgekehrt werden die heutigen Bemühungen erst sehr viel später zum Tragen kommen. Die Richtigkeit oder Fehlerhaftigkeit gegenwärtiger Konzepte wird ebenso erst von späteren Generationen gültig beurteilt werden können. Die im folgenden versuchte Momentaufnahme der pastoralen Situation wird von dieser Tatsache her relativiert, vermag aber doch die Hoffnung sichtbar zu machen, mit denen die Pastoral heute plant und arbeitet.

Die Diözese Linz muß sich auf einen sich verschärfenden Priestermangel vorbereiten. Nicht nur die niedrigeren Weihezahlen und die Amtsniederlegungen sind dafür verantwortlich, sondern auch die großen Ausfälle, die durch den Krieg entstanden sind. Die Pfarrstruktur der Diözese ist heute relativ günstig, es gibt wenige Kleinstpfarren, 20 Pfarren müssen von einem Priester versorgt werden, der nicht im Pfarrgebiet wohnt. Diese noch immer gegebene Vollversorgung der Pfarren mit Priestern wurde durch personale Umschichtungen erreicht.

Für die Zukunft kann aber der sich abzeichnende Priestermangel nur durch ein Wachsen der Laienverantwortung und des Laienapostolates ausgeglichen werden. Selbstverständlich können die Pfarrgemeinderäte allein nicht das Laienapostolat in umfassender Weise tragen, sie wurden im wesentlichen zur Koordination pastoraler Tätigkeiten geschaffen.

Die eigentlichen Träger des Laienapostolates sind die Gruppen der Katholischen Aktion und anderer laienapostolischer Bewegungen. In jahrzehntelanger Arbeit wurden die Gliederungen der Katholischen Aktion aufgebaut und mit der erreichten Organisationsdichte stellen sie einen wesentlichen Faktor im Bereich der Seelsorge dar. In den Erwachsenenbewegungen hat man darüber hinaus an einer festen Mitgliedschaft festgehalten, die heute ein nicht unbedeutender Faktor der Effektivität dieser Bewegungen darstellt. Diesem Umstand ist es zu danken, daß etwa die Katholische Frauenbewegung nicht nur 50.000 Mitglieder zählt, sondern auch eine eigene Zeitung, ein eigenes Bildungshaus und neuerdings auch ein eigenes Erholungshaus führt.

In der Seelsorge ist die Tätigkeit der Orden nicht wegzudenken. Die acht Stifte, die im Bereich der Diözese Linz tätig sind, sind nicht nur ein bedeutsamer Faktor in der Pastoral, sie sind darüber hinaus auch Zentren der Kultur und des religiösen Lebens. Ihre Vitalität zeigt sich gerade heuer durch eine Rekordzahl von 30 Neueintritten, die an die besten Zeiten ihrer geschichtlichen Entwicklung erinnern. Die weiblichen Orden sind in den Bereichen der Krankenanstalten, der Kinder- und Altenbetreuung von großer Bedeutung, leiden aber fast durchwegs an

Nachwuchsmangel und sehen sich gezwungen, ihren Wirkungsradius durch das Auflassen von einzelnen Stationen zu reduzieren. *

Im Bereich des Religionsunterrichtes, der in der gegebenen säkularisierten Situation von besonderer Bedeutung ist, ist es gelungen, durch etwa 580 hauptamtliche und 600 nebenamtliche Laien-Religionslehrer, die Priester im Schuldienst zu entlasten und den Religionsunterricht sicherzustellen.

Wenn auch in der Pastoral die „Basis“, das .heißt die Pfarre und in ihr die Familien und die verschiedensten Gruppen, im Mittelpunkt des Interesses steht, so lebt die Pastoral insgesamt nicht mehr in mittelalterlicher Selbstversorgung, sondern im lebendigen Kontakt mit den regionalen und diözesanen pastoralen Bemühungen.

Das Pastoralamt versteht sich dabei nicht nur als Impulsgeber für die Basis, sondern auch als Koordinator und Träger selbständiger Aufgaben unter Wahrung des Subsidiaritäts-prinzips. Als besonders günstig hat sich dabei die enge Zusammenarbeit mit der Katholischen Aktion herausgestellt. Es konnte dadurch Doppel-geleisigkeit vermieden und das Entstehen einer kirchlichen „Pastoralbürokratie“ verhindert werden. 1979 sollen die verschiedensten Einrichtungen des Pastoralamtes in dem im Bau befindlichen „Diözesanhaus“ zusammengefaßt werden, wovon eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit erhofft werden kann.

Wenn wir im Hinblick auf die pa-storale Situation der Diözese Linz nach Zeichen der Hoffnung und der religiösen Vitalität Ausschau halten, fallen besonders folgende Dinge ins Auge:

Einmal die vielen laienapostolischen Gruppen. Als herausragendes Beispiel sei die Zehntausend-See-len-Pfarre Gallneukirchen genannt, wo allein 60 (!) Gebetsgruppen existieren; weiters die deutlichen Zeichen religiöser Ansprechbarkeit, etwa im Bereich der Jugendarbeit, in dem Impulstreffen auf der Burg Alt-pernstein, oder bei den Jugendvespern in Kremsmünster, wo sich regelmäßig hunderte Jugendliche einfinden.

Ähnliches könnte man ebenso von anderen Aktivitäten der Jugendarbeit berichten, so daß ein Gesamturteil der pastoralen Situation zu dem Ergebnis kommen muß, daß die Diözese Linz nicht nur in einem wirtschaftlich auftrebenden Bundesland liegt, sondern auch im religiös-kirchlichen Bereich trotz nicht zu übersehender Probleme eine lebendige und durchaus hoffnungsvolle Entwicklung nimmt.

(Der Autor ist Leiter des Pastor aU amtes der Diözese Linz.)

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