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HOLZ? MEHR ALS GENUG!

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Die Windwurfkatastrophe 1991 sei der Hauptauslöser für die heutige Krise der Holzwirtschaft, stellt einer der größten Waldbesitzer, Franz Mayr-Melnhof, in einem Gespräch fest. Bei dieser Gelegenheit habe man festgestellt, daß der Holzzuwachs viel größer gewesen war, als man angenommen hatte: „In Europa wachsen bis zu 100 Millionen Festmeter mehr zu, als geerntet werden und Österreich nutzt faktisch nur 60 Prozent seines Zuwachses.”

Die Folge: „Eine uferlose Vermehrung des Angebotes an Holz, so viel, daß wir es derzeit nicht sinnvoll verwerten können.” Für die Holzwirtschaft liegt derzeit die Rettung einzig in der energetischen Verwertung. „Nur stimmt der Preis nicht.” Schuld daran: der niedrige Ölpreis, der lächerlich niedrige Transportkosten ermöglicht: „Hackschnitzeln aus Chile sind hier billiger als das, was wir, die wir rundherum sitzen, liefern können. Verrückt!”

Außerdem habe die österreichische Sägeindustrie Überkapazitäten. „Unseren klassischen Exportmarkt Italien haben sich die Sägewerker großteils selbst zerstört”: Rückgang der Preise um 25 bis 30 Prozent und „niemand konnte dabei seinen Absatz steigern”.

Wie der Zustand der Mayr-Melnhofschen Wälder, die in der mittleren Steiermark liegen, sei? „Ich bin nicht oder kaum beunruhigt”, lautet die Antwort. Was das Forcieren von Mischwald anbelangt, gäbe es keine einfachen Antworten: „Ich lehne alle quasi-reli-giösen Strömungen in der Forstwirtschaft ab. Den naturnahen Wald jetzt überall zu fordern, halte ich für falsch. Wo die Natur erkennen läßt, daß ein Mischwald nachwachsen könnte, muß man ihm eine Chance geben. Ihn mit Gewalt und großem Aufwand zu forcieren, wird scheitern. Außerdem ist dazu das Geld einfach nicht da. Der ,Brot-und-Butter-Baum' ist jedenfalls die Fichte. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, kann sie durch nichts ersetzt werden.”

Probleme mit dem Wild? „In manchen Gebieten gibt es zu viel Wild, aber es gibt auch Gebiete, wo es mit dem Wildbestand nicht funktionieren will. Den ,Null-Wild-Wald' lehne ich zutiefst ab.”

Das Wildproblem sei großteils menschengemacht, hauptsächlich vom Tourismus ausgelöst. „Wenn das Wild tagsüber nicht mehr auf seine angestammten Äsungsflächen, auf Almen und Wiesen... austreten kann, weil dauern jemand vorbeikommt und Krach macht, dann muß es sich im Wald ernähren, eben von Rinde.”

Typisches Beispiel: das Gams-wild, das auf den kahlen Höhenrücken der Alpen leben sollte und dort kaum Schaden anrichte. „Mountain-biker, Drachenflieger, Skitouristen haben die Gemsen in die Wälder heruntergedrückt. Hier ernähren sie sich aber von Fichten und ähnlichem.” Eine Einschränkung des uferlosen Tourismus sei notwendig, fordert Mayr-Melnhof. „Das kann geschehen, ohne daß jemand in seinem Erholungsbedürfnis beeinträchtigt wird.”

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