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Horribles Sittenbild

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Gebündelt ergibt das, was da in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt hat, das Bild einer Monster-Gesellschaft. Rundherum Grapscher, die Frauen allerorten sexuell belästigen; Schlägertypen, die Frauen und Kinder mißhandeln; Schülerinnen), die Lehrern Angst und Schrecken einjagen, die gleichzeitig aber vor Schulangst bibbern; Lehrer(innen) die psychisch fertig sind und allmorgendlich mit Knieschlottern in die Klasse gehen. Ein horribles Sittenbild, das sich da — ausgehend von Einzelfällen und Fallbeispielen - zusammen mit demoskopischen Befunden und Dunkelziffern zusammengefügt hat.

Daß es all diese Fehlhaltungen und Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft gibt, ist traurige Realität: Männer, die keinen Respekt vor Frauen haben; Trinker, die im Rausch Frau und Kind grün und blau schlagen und die eigene Frau dann auch noch vergewaltigen; Paschas, die - quer durch alle sozialen Schichten - ihre Frauen demütigen; Schüler, die die Lehrer, und Lehrer, die die Schüler drangsalieren. Das alles gibt es. Aber ist die Gesellschaft der großen und kleinen Monster deshalb schon quasi Alltag und Normalfall?

Es ist richtig und wichtig, daß die Parlamentarier solchen Fehlhaltungen in unserer Gesellschaft — so am Mittwoch mit der Enquete zum Thema Gewalt in der Familie — entgegenzusteuern versuchen. Aber nicht alles, was da unter „Familie" firmiert, hat auch etwas mit Familie im traditionellen Sinn zu tun. Dafür etwa, daß die „alte" Familie Brutstätte der Gewalt sei, hingegen die sogenannten „anderen Formen des Zusammenlebens" Horte der Friedfertigkeit, gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Und für Frauen und Kinder macht es ja auch wirklich keinen Unterschied, ob sie vom Ehemann oder vom Lebensgefährten verdroschen werden. Physische wie psychische Gewalt schmerzt in jedem Fall.

Aber nur die Folgen, nicht die Ursachen bekämpfen? Der Expertenbefund, daß es in Österreich kein kinderfreundliches Klima gibt, müßte Politikern eigentlich den Schlaf rauben. Und nicht nur ihnen. Denn wo menschliche Wärme fehlt, macht sich Gefühls-

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