Die Poesie des Echsenkönigs
Tragisch gescheitert im Tumult der 1960er-Jahre: Martin Tauss zum 50. Todestag des "Doors"-Sängers Jim Morrison.
Tragisch gescheitert im Tumult der 1960er-Jahre: Martin Tauss zum 50. Todestag des "Doors"-Sängers Jim Morrison.
Selten gab es eine so innige Beziehung zwischen Literatur und Popmusik wie in den späten 1960er-Jahren. Jim Morrison (1943–1971) war ein Popstar dieser Zeit, dessen Werk genau an dieser Schnittstelle zu verorten ist. Sein Todestag jährt sich am 3. Juli zum 50. Mal. Die um ihn gegründete Rockband „The Doors“ verwies mit ihrem Namen auf die „Die Pforten der Wahrnehmung“, den Titel eines Essays, in dem der Schriftsteller Aldous Huxley seine halluzinatorischen Erfahrungen mit der Pflanzendroge Meskalin beschrieb.
Huxley sprach von den „Grenzbereichen der Psyche“, die u.a. durch psychedelische Wirkstoffe zugänglich würden. Morrison machte sich auf die Reise. Wie sein Vorbild Arthur Rimbaud sah er die künstlerische Mission darin, durch systematische „Entgrenzung der Sinne“ in eine fremde Wirklichkeit einzutauchen. In einem seiner frühen Songs forderte er auch sein Publikum dazu auf, „auf die andere Seite durchzubrechen.“ Dass der Künstler an den Grenzen des „Wahnsinns“ wandelt, ist eine zutiefst romantische Vorstellung.
Ihre ältesten Wurzeln liegen im Schamanismus, in denen „sehende“ Heiler zwischen den Welten vermitteln. Morrison bezeichnete seine Band als „elektrische Schamanen“ und brachte flirrende Bilder von seinen Bewusstseinsreisen zurück: die magische, megagroße Schlange; der Fluss, in dem Weisheit zu finden ist (eine Anspielung auf Hesses „Siddhartha“); die Straße ans Ende der Nacht (inspiriert von Louis-Ferdinand Céline); die spanische Karawane, unterwegs zum Gold der Berge.