Letzte Woche gab es an dieser Stelle eine Expedition ins Reich der Affen. In der Kolumne „Animal Spirits“ war von Schimpansen und Bonobos die Rede, die sich einen recht unterschiedlichen Ruf erworben haben. Während die Schimpansen als herrische Machtfanatiker gelten, die auch grausame Kriege führen können, erscheinen die Bonobos wie idealtypische Hippies („Make love, not war“) – oder irgendwo an der „Kreuzung zwischen Dalai Lama und Alice Schwarzer“ (Primatologe Volker Sommer): Zumindest geben bei den Bonobos die Weibchen den Ton an und halten die Kooperation hoch. Was aber sagt das über die Natur des Homo sapiens aus, der doch mit beiden Menschenaffen eine gemeinsame Vergangenheit teilt?
Hier scheint es geboten, den guten alten Darwin zurate zu ziehen. Seine Evolutionstheorie wird oft als Muster für die unablässige Konkurrenz der Lebewesen herbeizitiert, denn die Natur folgt dem Diktat des Fressens und Gefressenwerdens. Sein Name dient heute sogar als Attribut für rücksichtslose Wettkampfpraktiken: Der Begriff „darwinistisch“ klingt ja nicht gerade herzerwärmend. Doch Darwins eigener Blick auf die Evolution war viel komplexer. In seinen späteren Schriften widmete er sich dem „sozialen Instinkt“ und dem „moralischen Sinn“ des Menschen, die er als angeborene Neigungen zu kooperativem Verhalten verstand. Und er betrachtete sie nicht bloß als blinde Reflexe, sondern als tiefe menschliche Bedürfnisse, die mit „höchster Befriedigung“ verbunden seien.
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