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Humor und Soutane

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König Ludwig XIV. von Frankreich (1638-1715) besuchte eines Tages zusammen mit einem Prälaten ein vornehmes Haus. Ein kleiner Junge kam ihnen entgegen, aufgeweckt und zutraulich. Der Prälat nahm eine Orange aus der Obstschale, hielt sie dem Kleinen hin und sagte: „Schau, diese Orange schenke ich dir, wenn du mir sagst, wo Gott ist!" — Der Junge deutete auf die Schale und ant-

wortete: „Und diese ganze Schale voll Obst will ich Ihnen geben, Herr Bischof, wenn Sie mir sagen, wo Gott nicht ist!"

Ein junger Mann, soeben aus der Schweiz eingetroffen, soll in die päpstliche Garde aufgenommen werden. Zuvor erhält er ein paar Instruktionen, etwa, daß er den Papst Punkt acht Uhr zu wek-ken habe, und zwar mit einem Hinweis auf das Wetter. Der Heilige Vater werde dann antworten: „Ich danke dir, mein Sohn. Durch Gottes Gnade ist mir alles schon bekannt!" Darauf habe sich der Schweizergardist zurückzuziehen.

Am nächsten Morgen hat der junge Schweizer erstmals Dienst. Er tritt ans Bett des Papstes und meldet: „Leo, Eure Heiligkeit, es ist acht Uhr, schönes Wetter und Sonnenschein!"

Der Papst dankt dem Gardisten: „Durch Gottes Gnade..." —

Da unterbricht ihn der Gardist: „Ein Dreck waischt; zähn is es, und's ragnet Bindfäde!"

Bischof Sproll (von Rottenburg) war für seine bäuerlichderbe Art bekannt. Eines Tages — während des Tausendjährigen Reiches — sollte er bei einem Telefongespräch mit der Gestapo Hitlers seinen Namen buchstabieren. Er tat es folgendermaßen: „S wie Sau, P wie Pantoffel, R wie Rigoros, O wie Ochs und L wie Leck mich — letzteres zweimal!"

Der russische Astronaut Gaga-rin, soeben aus dem Weltall zu-. rück, war zu einem Festessen geladen, an dem auch Chruschtschow teilnahm. In einer ruhigen Minute nahm der Kremlboß den Weltraumfahrer beiseite und fragte ihn: „Einmal ganz ehrlich — hast du dort oben, du weißt schon, hast du IHN dort getroffen?"

Gagarin nickte schweigend.

Darauf Chruschtschow: „Dachte ich's mir doch! - Aber bitte, kein Wort zu den anderen, verstanden?"

Eine halbe Stunde später traf der Metropolit von Moskau ein, winkte den Astronauten zur Seite und stellte ihm die gleiche Frage.

Gagarin schüttelte heftig den Kopf.

Da murmelte der Bischof: „Dachte ich mir fast. Aber bitte, kein Wort zu den anderen, verstanden!"

Kardinal Ottaviani galt weithin als die Säule der „Konservativen", vor allem während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Eines Tages fand ihn sein Privatsekretär tief ins Gebet versunken. Nach längerem Warten räusperte sich der Sekretär etwas auffälliger als üblich; da hob Ottaviani sein Haupt und sagte, ein wenig ungehalten: „Ich habe soeben Gott gebeten, mich bald zu sich zu rufen!" „Bald?"

„Ja, noch vor dem Ende des Konzils!"

„Warum so schnell, Eminenz, wenn ich fragen darf?"

Ottaviani: „Weil ich noch als Katholik sterben möchte!"

Es war in den 60er Jahren. Das Zweite Vatikanische Konzil war noch nicht abgeschlossen. Der Pfarrer einer kleinen rheinländi-schen Dorfgemeinde suchte eine neue Haushälterin, konnte aber keine bekommen. Als er einem Mitbruder sein Leid klagte, riet ihm dieser — mit einem Zwinkern in seinen Augen: „Das muß man halt auch richtig anstellen. Bei mir haben sich gleich zwanzig gemeldet!"

Wie er denn das gemacht habe, fragte der Dorfpfarrer ganz aufgeregt. — „Sehr einfach. Du inserierst folgendermaßen: Haushälterin gesucht. Punkt. Darunter: Je nach Ausgang des Konzils, spätere Heirat nicht ausgeschlossen!" •

Nach dem Tod Konrad Adenauers (1876-1967) entstand die Frage, wo man ihn begraben solle. Den Parlamentariern war bekannt, daß er am liebsten auf dem Waldfriedhof zu Rhöndorf beerdigt werden wolle. Doch man hielt diesen kleinen Ort für zu unbedeutend.

Da schlug einer der Freunde Adenauers vor, man solle ihn doch in Jerusalem beisetzen — wegen seiner großen Verbundenheit mit dem israelischen Volk; Ben Gurion sei ja auch dort begraben! Da hagelte es scharfe Proteste von seiten der Sozialdemokraten: „Unmöglich! Dort ist schon einmal einer begraben worden und nach drei Tagen wieder auferstanden!"

Darauf die schüchterne Anfrage von einem christlichen Unionspolitiker: „Wer war das?"

Aus: LUSTIGE LEUTE LEBEN LANGER Von Adalbert Ludwig Balling. Herderbücherei, Freiburg i. B. 1984. Taschenbuch.

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