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„Igen" zum Leben

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Die „Igen"-(Ja)Bewegung (eine Vereinigung um die katholische Jugendzeit- schrift „Igen") und der Ver- ein „Pacem in utero" (Ärzte und Juristen gegen die Ab- treibung) haben in Ungarn eine gemeinsame Aktion gegen die derzeitige Abtrei- bungsregelung gestartet. Als ersten Schritt haben sie ei- nen Antrag an das Ungari- schen Verfassungsgericht ge- richtet. In dem Dokument wird unter anderem folgen- des festgehalten:

Seit dem Sommer 1956 sind in Ungarn rund 4,5 Mil- lionen legale Abtreibungen vorgenommen worden Es gibt keine andere Nation, die im sel- ben Zeitraum eine ähnlich katastro- phale Abtrei- bungsbilanz zu verzeichnen hatte. Bei dieser Frage gehe es aber um eine Grundsatz- und Existenzfrage des un- garisches Volkes. Hat es doch in der bisherigen Ge- schichte des Landes noch nie- mals eine solche Unzahl von Abtreibungen gegeben. Weil über die Schädlichkeit der Abtreibung heute immerhin allgemeines Einvernehmen herrsche, sei es jetzt an der Zeit, daß auch das Recht diesem Umstand Rechnung trage.

Die derzeit gültigen gesetz- lichen Regelungen geben dem ungeborenen Kind über- haupt keinen Rechtsan- spruch. Es ist ein unaufheb- barer Widerspruch, daß das Gesetz die Interessen des Kindes zwar bei einer ille- galen Abtreibung schützt, daß aber bei den täglich statt- findenden 300 legalen Ab- treibungen das Ungeborene überhaupt keinen Rechts- schutz besitzt.

Es stellt sich außerdem auch die Frage, auf welcher Grundlage das staatliche Ge- sundheitsamt Abtreibungen bewilligt. Worauf basiert der Auftrag an die Einrichtun- gen des Gesundheitswesens, Leben zu vernichten, wo doch die Abtreibung funda- mental der beruflichen Ver- pflichtung der Ärzte zuwi- derläuft?

Beachtlich ist immerhin, daß das Gesundheitsamt keine gesetzliche Ermächti- gung zur Durchführung von Abtreibungen gehabt hatte. Man muß heute nüchtern feststellen, daß die 4,5 Mil- lionen Abtreibungen der vergangenen Jahrzehnte genau genommen gesetz- widrig waren.

Beruhend auf der unzwei- felhaften Erkenntnis, daß

• der Keim von der ersten Minute an genetisch ein Mensch ist,

• er eine kontinuierliche Entwicklung ohne qualita- tive Sprünge bis zu seiner Geburt durchläuft und

• der achtwöchige Keim - er ist am häufigsten Opfer der Abtreibung - menschliche

Züge, Hände, Finger, Füße, Augen und ein empfindsames Ner- vensystem hat, for- dert „Pacem in ute- Tro" vom Verfas- sungsgericht eine Aufhebung der der- zeitigen gesetzlichen Regelung. Gleich- zeitig wird das un- garische Parlament aufgefordert, die Ab- treibung gesetzlich neu zu regeln. Dabei geht es um:

• eine radikale Beschrän- kung der legalen Abtreibun- gen durch positive Maßnah- men und Beschränkung der Abtreibungsgründe und

• um die Einrichtung einer rechtlichen Anwaltschaft für das ungeborene Kind von seiner Befruchtung an.

Die ICEN-Bewegung erwartet die Anmeldungen der Organisationen und Personen, die ihr Ziel unterstützen wollen. Verein IGEN, Postfach 661, H- 1365 Budapest.

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