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Illusionen

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Wiederum erkundeten Meinungsforscher, wie die Österreicher über den ORF denken (diesmal waren 147 Interviewer des Linzer Instituts für Markt- und Sozialanalysen unterwegs), und wiederum bestätigte sich der für den ORF günstige Trend: Je weniger Österreichs Regierungspartei und deren Chef mit dem ORF zufrieden sind, desto freundlicher denkt der Rest der Österreicher über das Fernsehen und den Generalintendanten.

Dabei ist bemerkenswerterweise der Prozentsatz derer, die ausdrücklich ihre Zufriedenheit erklären, kleiner als die 53-Prozent-Majorität (und somit absolute Mehrheit) jener, die eine Änderung im ORF eindeutig ablehnen. Offenbar haben auch viele von denen, die mit dem ORF in der heutigen Form nicht oder nicht ganz zufrieden sind, nur geringe Illusionen betreffend das, was Kreisky und sein Team möglicherweise an die Stelle des Jetzigen setzen könnten.

Im einzelnen betrachteten bei der Umfrage, die in der zweiten Februarhälfte durchgeführt wurde und deutlich verstärkte ORF-Sympathien gegenüber dem November des Vorjahres ans Licht brachte, nur ganze 16 Prozent eine ORF-Reform (neue gesetzliche Grundlagen für Rundfunk und Fernsehen) als „unbedingt notwendig“. 31 Prozent bekannten sich unentschieden oder hatten sich noch kein Urteil gebildet.

37 Prozent der Erwachsenen sind mit dem Fernsehen ausdrücklich zufrieden, 44 Prozent meinen „es geht“. Eine ansehnliche relative Mehrheit von 40 Prozent billigt dem TV zu, politisch neutral zu sein, 19 Prozent ordnen es der ÖVP, 13 Prozent der SPÖ zu, nur ein Prozent registriert einen Hang zur FPÖ. 38 Prozent loben Bachers Amtsführung uneingeschränkt, 34 Prozent meinen auch hier „es geht“, nur 10 Prozent äußerten ausdrückliche Unzufriedenheit!

Gegenüber der vom gleichen Institut im November durchgeführten Analyse erhöhte sich die allgemeine Zustimmung seither um neun Prozent, die Überzeugung, das Femsehen berichte überparteilich, um sechs Prozent. Die Zahl detftr, die das Medium der ÖVP >zuornnen, hatte damals noch 23 Prozent (jetzt 19) betragen.

Äußerst interessantes Detail am Rande: Während unter den Sympathisanten der drei Parlamentsparteien die Meinung, die ÖVP werde im Fernsehen besonders bevorzugt, um jeweils drei Prozent zurückging, sank die Zahl derer, die das glauben, in jener Gruppe, die Kreisky seinerzeit auf den Schild gehoben hat, nämlich unter den Wechselwählern, um volle neun (!) Prozent, somit um das Dreifache.

Woraus hervorzugehen scheint, daß Kreisky mit seinen Anti-Bacher-Attacken genau das Gegenteil dessen erreicht hat, was er damit bezweckte. Wenn es nach dem Fernsehvolk geht, ist die Pluralität in diesem Lande offensichtlich in guten Händen.

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