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Im Abseits
Die „Palästinensiiscbe Befreiungs-organisation“ (PLO) gerät mit ihrem Anspruch, als einzig national wnd
interriätiönai' für das p'afäStihensf-sche -Volk vw*ret iag bOT chJtigt zu sein, immer rascher ins Abseits des .arabisch-israelischen Spannungsfeldes in und um Palästina. Gleichzeitig sinkt anscheinend unaufhaltsam der Stern des PLO-Chefs Jassir Arafat als gemäßigter Führer der militanten Guerilleros. In Beirut zieht man diese radikalen Schlüsse aus der am Donnerstagabend beendeten Sitzung des Exekutivkomitees der PLO und aus den vorangegangenen Konsultationen der ägyptischen Führungsspitze mit König Hussein von Jordanien und Präsident Hafis el-Assad von Syrien.
Der Monarch und sein Gastgeber, Präsident Mohammed Anwar es-Sadat, hatten sich kürzlich in Alexandria überraschend darauf geeinigt, die PLO zwar als eine, aber nicht die einzige Vertreterin der palästinensischen Interessen in Genf anzuerkennen. Wie ergänzend dazu aus gewöhnlich zuverlässiger arabischer Quelle verlautet, konnte Ägypten inzwischen auch die syrische Regierung auf diesen Kompromiß festlegen. Die Guerillabewegung sieht in dieser Entwicklung einen „vorsätzlichen Verrat an der palästinensischen Sache“. Auch die Gemäßigten innerhalb der PLO, als deren Oberhaupt seit längerem Jassir Arafat angesehen wird, fürchten, die Aufteilung des palästinensischen Vertretungsrechtes unter PLO und Amman sei der erste Schritt zu dem Ziel einer Abwürgung des palästinensischen Seifostbestimmungsrechtes und des Wunsches der Flüchtlinge auf einen eigenen Staat in Restpalästina.
Während der hinter verschlossenen Türen abgehaltenen Verhandlungen des PLO-Zentralkomitees kam es dem Vernehmen nach nicht nur zu schweren Zusammenstößen zwischen gemäßigten und radikalen Guerillagruppen, sondern auch zu scharfer Kritik an PLO-Chef Arafat. Arafat soll unter anderem vorgeworfen worden sein, er habe sich in seinem auf die Präsidentschaft eines palästinensischen Rumpfstaates gerichteten persönlichen Ehrgeiz von den falschen Vorspiegelungen defätistischer arabischer Regierungen blenden lassen und das gemeinsame Ziel einer Wiederherstellung der Rechte des palästinensischen Volkes aus den Augen verloren.
Arafat scheint sich trotz der Angriffe und des in den Vereinbarungen ■ Präsident es-Sadats mit König Hussein und dem syrischen Staatschef el-Assad zum Ausdruck gebrachten Rückschlages für das PLO-Streben nach dem alleinigen palästinensischen Vertretungsrecht bei den Genfer Verhandlungen noch einmal behauptet zu haben. Gegenwärtig scheint er noch immer das einzige integrationsfähige personelle Element in der PLO zu sein. Kenner der Verhältnisse schließen allerdings weder grundlegende personelle Veränderungen innerhalb der PLO-Führungsspitze noch eine allmähliche politische Auszehrung der Dachorganisation aus. Die Radikalen ließen keinen Zweifel mehr daran, daß sie sich durch die erwähnten Ereignisse in ihrem Glauben bestärkt fühlen, daß nur konsequenter Terror „die Zionisten in die Knie zwingen“ und zur Gründung eines „progressiven Palästinasteates“ führen könne.
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