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Im alten Glanz

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Bis zum Jahr 1990 wird ein wichtiges Unternehmen abgeschlossen. Aber die Wiener werden sich an die Färbelung der Hofburg - farbenfroh wie einst - noch gewöhnen müssen.

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Bis zum Jahr 1990 wird ein wichtiges Unternehmen abgeschlossen. Aber die Wiener werden sich an die Färbelung der Hofburg - farbenfroh wie einst - noch gewöhnen müssen.

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Die Wiener Hofburg, vom 13. bis ins beginnende 20. Jahrhundert immer wieder umgebaut und erweitert, bekommt ihr historisches Antlitz zurück.

Nach eingehenden Untersuchungen noch vorhandener Putzschi ch- ten und vom Steinfraß befallener Attikafiguren durch Manfred Koller vom Bundesdenkmalamt sowie nach Studien zeitgenössischer Stiche wird die durch Umweltverschmutzung stark in Mitleidenschaft gezogene Residenz der Habsburger jetzt nach neuesten Restaurierungsund Konservierungstechniken generalsaniert. Als Bauträger tritt die Burghauptmannschaft auf.

Entsprechend einem Konzept von Landeskonservator Peter Pötschner werden abschnittweise nicht nur alle Verblechungen, Fenster und Kamine instandgesetzt, sondern sämtliche Fassaden weitgehend historisch getreu verputzt.

Das bedeutet einerseits, daß einst vergoldete Kuppeln abermals mit dem Edelmetall überzogen und die bei früheren Renovierungen weißgestrichenen Fensterrahmen aus Eichenholz abgebeizt werden, andererseits, daß sich das in Jahrhunderten gewachsene größte Ensemble der Wiener Innenstadt farbenfroh präsentieren soll.

Wie dazu aus dem Denkmalamt verlautet, wird nur dann der historischen Identität nicht Rechnung getragen, wenn^ handwerkliche Möglichkeiten von heute versagen oder eine akkurate Wiederholung des Farbtones die Harmonie des Ganzen zerstören würde. So etwa bei aneinander stoßenden Elementen axis franzisko-josephinischer Zeit und aus dem 17. Jahrhundert.

Dort, wo durch unsachgemäße Renovierung die ursprünglichen Färbelungen an den bereits unter Kaiser Franz Joseph heruntergekommenen alten Burgteilen zerstört worden sind, hat man sich für ein zartes Gelb entschieden: einen Ton, der an allen Gebäudegruppen auftaucht.

In die Tat umgesetzt wurde nach vorhergehenden Probefärbelungen das Konzept bereits am Michaeler trakt. Fortgeführt wird es am langgestreckten, unter Kaiser Josef L zwischen 1660 und 1666 erbauten Leopoldinischen Trakt und am nach Plänen Johann Bernhard Fischers von Erlach geschaffenen Reichskanzlei-Flügel sowie ander benachbarten Amalienburg aus den Jahren 1575 bis 1577.

Im nächsten Jahr will man dem unter Karl VL, dem letzten großen kaiserlichen Mäzen barocker Baukunst (1685 bis 1740), umgestalteten Schweizerhof aus dem 13. Jahrhundert sowie dem Josefsplatz mit

Nationalbibliothek und Winterreitschule (beide über Veranlassung Karls V. errichtet) ihr originales Aussehen zurückgeben.

Auch die axis dem 16. Jahrhundert stammende Stallbxug, einer der schönsten Renaissancebauten Österreichs, wird noch 1990 axif Glanz gebracht. Der Kapellenhof mit gotischen Resten fällt in eine spätere Restaurierungsphase.

Axif der Heldenplatzseite wird sich der die Amalienbxirg mit dem Schweizerhof verbindende Leopol- dinische Trakt in Eierschalenfarbe, einem blassen Gelb, und zartem Steingrün präsentieren. Zxir leichteren Orientierung sei gesagt, daß es sich dabei xim jenen Flügel handelt, in dem einst Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josef IL gewohnt haben, während er heute als Sitz des Bxindespräsidenten dient.

Die Fassaden der Reichskanzlei, hinter denen sich die Räxime Kaiser Franz Josephs befinden, sowie jene der angrenzenden Amalienbxirg mit den dahinterliegenden, höchst selten benützten Appartements von Kaiserin Elisabeth erhalten zwei verschiedene Anstriche: einen sand- und einen ximbrafarbenen. Da man die Architektxirgliederungen wie in den Tagen ihrer Errichtung - also genau umgekehrt zur jetzigen Situation - in der helleren Farbe xmd den Fond mit der dunkleren verputzt, wird nach Voraussagen des Denkmalamtes diese Seite derHof- bxirg anders als gewohnt wirken.

Überdies werden zunächst alle Anstriche kräftiger erscheinen als bereits in naher Zxxkxmft. Witterung und Umweltverschmutzxmg werden den Farben bald alles Grelle nehmen xmd die einzelnen Nuancen verwischen. Dann wird die Hofbxirg, ein Kompendixim der Wiener Baugeschichte xmd Symbol eines untergegangenen Weltreiches, zxxmindest für einige Zeit wieder ein würdiges Erscheinungsbild bieten.

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