7031042-1989_30_15.jpg
Digital In Arbeit

Im Hochwasser

Werbung
Werbung
Werbung

(Bregenzer Festspiele; „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner) Jeröme Savarys surrealistische Seebühnen-Welt der letzten Jahre hat einen Kontrapunkt erhalten. Die spektakulär moderne „Holländer“-Inszenierung desEng- länders David Poutney setzt auf psychologische Tiefenwirkung mit plakativ eindeutiger Symbolik im Spannungsfeld zwischen Traum und Wirklichkeit.

In der kalten Maschinenwelt des Bühnenbildners Stefanos Lazaridis, die aussieht wie eine Ölbohrinsel und um 25 Millionen Schilling technisch alle Stückeln spielt, kommt freilich auch das Auge in Bildern vonerschreckenderEindringlichkeit und herber Schönheit nicht zu kurz. Das „Holländer“-Schiff ist hier ein bei Bedarf rotierendes Haus, der Sturm peitscht nicht im Bodensee, sondern hausgemacht auf schwankender Bühne.

Diese eigenwillige Deutung des Stoffes treibt aber auch seltsame Blüten und Wagner-Puristen manchesmal die Zomesröte ins Gesicht: Wenn Senta auf einem Sofa schwimmend samt Konzertflügel dem Wasser entsteigt, im langen Kleid ihre Arien in knöcheltiefem Wasser watend singt und ihren Opfertod durch einen (gedoubelten) Sprung vom 32 Meter hohen Leuchtturm in den See demonstriert.

Musikalisch überragend Robert Haie in der Titelrolle, respektabel Hans Tschammer als Daland und Wolfgang Schmidt als Erik, Abstriche bei der etwas angestrengt klingenden Senta Linda Plechs. Ulf Schirmer am Pult der heuer komplett im Bühnenbild verschwundenen Wiener Symphoniker ist ein kundiger, auf Effekt bedachter Wagnerdirigent. Schlagkräftig die Chöre aus Sofia, Bregenz und Wiener Volksoper.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung