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Im Käfig

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(Staatsoper, „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi) Die Weltelite der Verdi-Sänger war angetreten, um unter Claudio Abbado den „Don Carlo“ zu singen. Und Mirella Freni (Elisabeth), Agnes Baltsa (Eboli), Ruggero Raimondi (Philipp IL), Luis Lima (Don Carlos), Renato Bruson (Posa) und Anatolij Kotscherga (Großinquisitor) feierten in der fünf aktigen Fassung von 1886 mit dem selten gespielten Fontaine-bleau-Akt ihren Belcanto-Triumph. Die Wiener Philharmoniker lasen Abbado jeden Wunsch von den Augen ab: Eine Wiedergabe voll Feuer, Innigkeit, Melancholie und Schmerz, in der Abbado bald in scharfer Gangart und heftigen Aus-

brüchen, bald in feinen Farben schwelgend, alle Extreme der Partitur auszuloten versuchte.

Der Regisseur und Bühnenbildner Pier-Luigi Pizzi hat ihm allerdings keinen guten Dienst getan, als er den Hof König Philipps II. in einem Gitterkäfig ansiedelte. Zwischen häßlichen grauen Riesensäulen fährt schwarzes Eisengestänge hin und her. Keine effektvollen Auftritte, keine romantischen Parkbilder, keine Palastsäle, ja nicht einmal eine effektvolle Ketzerverbrennung. Die Figurenführung wirkt phantasielos, leer und dilettantisch. Doch die Stars, die bis auf Kotscherga mit diesem Werk r seit, vielen Jahren Triumphe feiern, spielten ihren „Don Carlo“, wie sie's immer tun!

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