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Im leeren Raum

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(Schauspielhaus, Wien; „Othello" von William Shakespeare) Othello hat, heimlich, die schöne Desdemona geheiratet und verteidigt sich gegen die Anklage wegen Zauberei, indem er die Sache als den äußerst natürlichen Vorgang beschreibt, der sie ist - allein die Sekunden, in denen ein eitles, boshaftes, triumphierendes Grinsen den Statuen-Ernst aus dem Gesicht des Schauspielers Wilfried Baasner verdrängt, sind's wert, daß man diese Aufführung besucht.

WiensTheatermeidenden „Othello". Vielleicht, weil sich niemand an der legendären Kortner-Insze-nierung in der Josefstadt messen mag. Vielleicht auch, weil auf jedem der Wege, die dieses Stück neuem Verstehen anzubieten scheint, die Ungeheuer (nämlich ungeheure Widersprüche) im Dickicht der Handlung lauern.

Hans Gratzer entschied sich für einen von allem Lokalkolorit gesäuberten Othello im hellen Geviert unter einem eisernen Steg: (Raum: Hans Gratzer), einen Othello ohne schwarze Schminke, eine burschikose, warmherzige Desdemona (Maria Bill), für eine drastische neue Sprache, die altes Zeitkolorit abbaut und heutiges einbringt (Ingrid Rencher) und für einen Jago (Hermann Schmid), dem man eher opportunistisches als zutiefst böses Handeln zutraut.

Resultat: Eine atemberaubend beginnende, später vorübergehend durchhängende Inszenierung voll an Kraßheiten und Schönheiten, die ihre eigenen Widersprüche nicht verkleistert, sondern im Raum stehen läßt wie Scheinwerfer.

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