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Im neuen Geist

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Sowohl beim Wiederaufbau des „Herold“-Verlages als auch bei der Gründung der FURCHE im Jahre 1945 konnte ich mitwirken— ideell und beratend. Die beiden Freunde, der ehemalige Bundesminister Richard Schmitz und Friedrich Funder, waren aus den Konzentrationslagern heimgekehrt, zurück, aber nicht gebrochen. Sie waren nur für mich — eben wieder als Programmdirektor in den Rundfunk zurückgekehrt —, der ich sie seit den zwanziger Jahren kannte, tiefer und entschiedener geworden.

Vor allem ging es darum, die neue Linie im Verhältnis zwischen Kirche und Politik durchzusetzen. Als Präsident der Katholischen Aktion Österreichs habe ich, auch dann beim Katholikentag 1952, neben Funder sitzend, jene Richtlinien begründet, nach denen ein so enges Verhältnis zwischen Kirche und Politik wie in der Ersten Republik nicht mehr möglich sein sollte. Das hat mir viele Vorwürfe von Seiten christlicher Politiker — etwa von Leopold Figl - eingetragen. Zurückblickend glaube ich aber: Sie waren richtig und haben der Kirche genützt.

Daher war ich 1945 von der Gründung der FURCHE ganz besonders begeistert: Sie entsprach endlich den im katholischen Bereich durchgesetzten Einsichten, von Funder voll mitgetragen.

Er hat mich, den unter „Uberarbeit“ stöhnenden Programmdirektor des Rundfunks, später sogar einmal eingeladen, von ihm die FURCHE zu übernehmen und weiterzuführen. Doch das konnte ich wirklich nicht. Erstens war ich kein Journalist, zweitens habe ich meine Aufgabe im Rundfunk gesehen.

Funder war ja jener Mann, der mein Leben einige Male maßgeblich mitbestimmt hat. Nach dem Ersten Weltkrieg, abgebaut als Bosniakenleutnant, konnte ich trotz schwerer Malaria das Studium der Germanistik und Kunstgeschichte beenden, fand aber keine Anstellung.

So landete ich an einer Rechenmaschine in der Postsparkasse, aber eben nicht als Doktor, sondern in der Gruppe der Maturanten geführt. Ich hatte ganz schöne

Rudolf Henz, von der allerersten FURCHE an dabei: „Peter Anich, der Sternsucher“ als Roman (Kern)

Aufgaben, es war nicht schwierig.

Aber nach zwei Jahren mußte die gesetzlich vorgeschriebene Staatsverrechnungsprüfung abgelegt werden — und davor habe ich mich gefürchtet. Nicht vor der Buchhaltung, sondern vor der Kameralistik.

Damals hatte ich schon Gedichte und einen Roman geplant, 1925 dann den ersten Artikel an die seinerzeitige „Reichspost“ geschickt. Mein Beitrag „Parlamentsmüdigkeit?“ - bezeichnend für die damalige Zeit - lag nicht zwei Tage später wieder im Briefkasten, sondern landete als Leitartikel in der „Reichspost“.

Da gehe ich zu Funder, sage, da bin ich, doch er sieht keine Möglichkeit, mich als Redakteur einzustellen. Doch Richard Schmitz, damals Minister für soziale Verwaltung, war auf den Schreiber des Leitartikels aufmerksam geworden - und hat mich im Volksbund der Katholiken eingestellt.

Für Funder habe ich auch weiterhin kleinere und größere Beiträge geschrieben - auch über drittklassige Fußballspiele. Einmal auch einen Artikel über eine Seipel-Versammlung, nach dem Ignaz Seipel bei Funder angerufen und mit seiner tiefen Stimme gemeint hat: „Diese Rede habe ich nie geredet.“

1929 landete ich dann im Radiobeirat. Und als 1931 ein RAVAG-Direktor gesucht wurde, war es wieder Friedrich Funder, der eingriff, der Anstoß gegeben hat: Er hat mich genannt...

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