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Im Zwiespalt

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(Staatsoper, Wien; „La Clemenza di Tito” von Wolf gang Amadeus Mozart) Staatsoperndirektor Claus Helmut Drese komplettiert das Mozart-Repertoire und legte gemeinsam mit seinem Lieblingsbühnenbildner Hans Schavernoch und Kostümausstatterin Lore Haas Hand an „Titus”. Ein Team im Zwiespalt. Mißtrauten die drei doch offenbar dem kaiserlich-römischen Historiendrama von Metastasio und Mazzola, das von Mozart zur Krönung Leopold II. komponiert wurde. Drese wendet bei seiner Regie einen Trick an: Was mit Leopolds Krönung auf einer gigantischen roten Prunktreppenanlage beginnt, wird Szene für Szene weiter in die Gegenwart geholt. Intrigen, Machtkämpfe, Umsturzpläne, Revolte und Mordkomplott gegen Kaiser Titus enden im Kampf im Stiegenhaus, das zerbombt wird. Der Kaiser und eine neue Generation von Untertanen träumen schließlich ihren (Aufklärungs)Traum von Humanität, Frieden und persönlicher Freiheit. Dreses Idee überzeugt, die Realisierung bleibt indessen in einer ratlosen Inszenierung ohne klare Motivationen stecken.

Der junge Brüsseler Dirigent Syl-vain Cambreling rettet immerhin Mozart. Ein Musiker von Einfühlung und Geschmack, der Opernfiguren zu menschlichen Wesen formt. Bei Ann Murrays brillantem Sesto gelingt ihm das mühelos, bei Denes Gulyas Tito, Roberta Alexanders Vitellia und den meisten' anderen kämpft er vergebens. Umso mehr, als Stimmenglanz und Koloraturenkultur hier zum Teil Mangelware sind.

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