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Imperative?

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Sprachliche Formulierungen verraten oft mehr über die geistige Haltung eines Autors als die inhaltlichen Aussagen. Unter dem Titel „Projekt Weltethos" fordert Hans Küng „ethische Programmatik" und meint, „globale ethische Standards" im „Grundlagenreferat zu liefern", womit die „öffentliche Probe auf das hier vorgelegte Programm" bereits gemacht und es im „öffentlichen Gespräch getestet" sei.

Kann aber das notwendige grundsätzliche Umdenken über Werte und Ziele menschlichen Lebens heute gelingen durch populäre Aufbereitung und Vermarktung, am

Ende gar mit Produkttest und Erfolgsgarantie? Der ungeheuer fleißige, viellesende Theologe argumentiert und zitiert in markigschlagfertigem Fettdruck, wo man sich behutsam differenzierende Überlegungen wünschte, etwa zum vernutzten Schlagwort „Postmoderne"; weist doch diese vielfältige Geistes- und Lebenshaltung längst mannigfache Wege aus gerade der Sackgasse standardisierter „Imperative", wie sie auch Küngs „Programmschrift" propagiert.

Die dort sehr diffus kritisierte postmoderne „ Lösung", die sich nur ein fachkundiger Leser als Wolfgang Welschs Perspektive „transversale Vernunft" erklären kann, fördert demgegenüber je eigenverantwortlichen Umgang mit den unterschiedlichsten Lebensbereichen: Statt eines uniformen Moralkodex' verspricht so stetiges gemein-schaftsstiftendes Gespräch gleichwertiger unvergleichlicher Weltenerfahrung künftigen Frieden auf Erden.

PROJEKT WELTETHOS. Von Hans Küng. Verlag Piper, München 1990.192Seiten, öS 154,40.

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