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In engen Grenzen

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Soll Österreich der EG beitreten, sich ihr assoziieren, sich ihr nur annähern? Für Österreichs Forscher, damit für seine For- schungsförderung(spolitiker) stellt sich die Frage anders: Wie kann Österreichs Forschungsförderung jenen Grad von Internationalisierung erreichen, der unser Land wissenschaftlich konkurrenzfähig macht — egal, ob es am Gemeinsamen Markt als Vollmitglied teilnimmt oder nicht.

Raoul Kneucker, Generalsekretär des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der 1987 sein zwanzigjähriges Bestehen beging, präzisiert: öster-

reichs Forscher sind längst vielfach in internationale Kooperationen eingebunden — aber jetzt kommt es darauf an, von der persönlichen, freiwilligen, unverbindlichen Ebene auf offiziell fundierte, gemeinsame grenzüberschreitende Projekte überzugehen. Internationalisierung der Forschung erschöpft sich nicht in Auslandsreisen, Vorträgen und Kongreßbesuchen — so wichtig sie sind —, sondern muß auf gemeinsame Forschungsprojekte ausgerichtet sein.

Und das nicht nur im EG-Be- reich, so groß die Bedeutung des vor der Tür liegenden Raumes auch ist. Im April erneuert der Fonds seinen Kooperationsvertrag mit der amerikanischen National Sciences Foundation. Abkommen, Kontaktgespräche mit Taiwan, mit China, mit Argentinien sind im Laufen oder in Anbahnung. Gerade die Verträge mit den USA oder mit China sollen signalisieren, daß Österreichs Grundlagenforschung nicht auf Europa allein konzentriert sein darf.

Aber natürlich ist Österreichs Position auch mit Blick auf den Binnenmarkt der EG nicht gerade die beste. Unabhängig davon, ob die Entscheidung schließlich für einen Vollbeitritt — unter Wahrung der Neutralität — oder nur für eine Annäherung fällt, muß Österreichs Forschung ihre Marktposition ausbauen.

Das bedeutet vor allem die Mit

gliedschaft bei internationalen Projekten. Auch heute schon sind österreichische Spitzenkräfte gerne gesehene Teilnehmer, aber sie werden durch bürokratische Hürden behindert. Österreich müßte gleichberechtigtes Mitglied sein.

Im Mai treffen in Bern die Präsidenten und Generalsekretäre der Forschungsförderungseinrichtungen Österreichs, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz zusammen, um zu beraten, wie man zunächst im deutschsprachigen Raum noch besser als bisher praktisch Zusammenarbeiten kann, wobei vor allem das Informationsproblem im Vordergrund steht.

Im März schon sind die Belgier in Wien zu Gast - unter dem Aspekt, daß auch die Kleinen besonders eng Zusammenarbeiten müßten, um einem Diktat der Großen bei Forschungsschwerpunkten ein Gegengewicht entgegensetzen zu können.

Bisher wurden in der EG vor allem Projekte der angewandten, industrieorientierten Forschung gefordert. Allmählich kommt man auch dort zur Erkenntnis, daß es ohne Grundlagenforschung nicht geht - und gerade hier hat Österreich viel zu bieten.

All das bedeutet natürlich die Notwendigkeit, die Mittel für die Forschungsförderung zu erhöhen. Trotz des Budgetüberschreitungsgesetzes, das 1988 mit zusätzlichen 100 Millionen Schilling den Fonds vor der Lahmlegung bewahrt hat, fehlt noch viel auf das von der Regierung gesteckte Ziel, bis 1990 für die Forschungsförderung 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes bereitzustellen.

1988 standen mit diesen 100 Millionen insgesamt 392,3 Millionen für die Projekte des Fonds zur Verfügung. Für 1989 liegen die Budgetansätze etwa um zehn Prozent höher. Um die angepeilten 1,5 Prozent BIP zu erreichen, müßten aber 550 Millionen bereitgestellt werden. Vergleichbare andere Staaten haben inzwischen bereits eine Quote von 2,4 Prozent BIP erreicht.

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