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Information als Waffe

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Dieses Buch von Paul Roth, ein nüchterner Bericht über die Berichterstattung in einem totalitären Regime, ist ein Dokumentationswerk: Es enthält vorwiegend sowjetische Quellen über die „Formierung der öffentlichen Meinung”.

„Information” ist Waffe, im innenpolitischen, im außenpolitischen Kampf: Prinzipiell hat sich hier nichts geändert, seit dem Kriegskommunismus von 1917, bis zur Breschnew-Ära heute.

Vergebens waren die Proteste Gorkis 1917/1918. Bereits 1901 hatte Lenin in der „Iskra”, die ja in München erschien, als Grundprinzip aller kommunistischen Meinungsbildung „Parteilichkeit” verkündet.

1967 vergleicht der Leiter der Propagandaabteilung des ZK, W. Stepakow, das System der Propaganda mit einem Orchester, in dem alle Instrumente aufeinander abgestimmt werden müssen. Stepakow wußte wahrscheinlich nicht, daß der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, diese makabre „orchestrale Aufgabe” der Propaganda bereits vor ihm proklamiert hatte.

Ein Spezifikum sowjetischer Propaganda und Medienpolitik ist die rationierte Information für verschiedene Gruppen. Wissenschaftler erhalten die Chance, zusätzliche Informationsquellen zu benutzen. „Spezialmagazine” in fast jeder großen Bibliothek, die auch verbotene Literatur des Auslandes, Zeitungen und Zeitschriften enthalten, sind höheren Rängen in der Parteihierarchie vorbehalten. Die weltbekannte TASS vermittelt den Millionen Sowjetbürgern gefilterte Nachrichten in ihren niedrigsten Kategorien, in der „grünen” und „blauen” TASS.

Die „weiße” Fassung der TASS entspricht in etwa dem Niveau der großen internationalen Nach-r ichtena genturen.

Das Doppel-Leben sowjetischer Journalisten, die, zumal wenn sie im Ausland akkreditiert sind, täglich mit Welt-Nachrichten konfrontiert werden, gleichzeitig auf die Prinzipien der sowjetischen Medienpolitik verpflichtet sind, ist nicht zu beneiden.

Das Doppelleben, das westliche

Journalisten ihrerseits führen müssen, wenn sie ihren „Job” behalten wollen, ist in den letzten Jahren durch Filme, Romane, Autobiographien einer' Öffentlichkeit präsentiert worden, die sich über die Schwierigkeiten, heute Journalist zu sein, weithin keine der Schwere der Sache entsprechenden Vorstellungen macht.

DIE KOMMANDIERTE ÖFFENTLICHE MEINUNG. Sowjetische Medienpolitik. Von Paul Roth. Seewald Verlag, Stuttgart 1982.300 Seiten, Pbck., öS 243.20.

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