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Information ist in Zukunft alles

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Neue Technologien bringen neue Herausforderungen für Europa. Der amerikanische und japanische Vorsprung in diesem Bereich wächst ständig. Die Zukunft Europas - und damit Österreichs - steht auf dem Spiel.

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Neue Technologien bringen neue Herausforderungen für Europa. Der amerikanische und japanische Vorsprung in diesem Bereich wächst ständig. Die Zukunft Europas - und damit Österreichs - steht auf dem Spiel.

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Europa kommt in Zugzwang. Die Frage nach der Zukunft des europäischen Kontinents — und damit auch Österreichs — stellt sich heute, Anfang 1986, drängender denn je.

Der „gute alte Kontinent" sieht sich wachsenden Schwierigkeiten im rasanten Hochtechnologie-Wettlauf durch seine .jüngeren" Herausforderer USA und Japan gegenüber.

Gerade in Wien, Schauplatz des letzten Kongresses des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche im Dezember des Vorjahres, äußerten die europäischen Vertreter ihre Ängste und Befürchtungen, daß Europa

den Anschluß an die atemberaubenden Entwicklungen verpassen könnte.

Die Frage nach dem Zugang zu dieser neuen Technologie stellt sich kleinen Staaten wie Österreich ganz besonders, um weiterhin wirtschaftlich auf dem Waltmarkt konkurrenzfähig bleiben zu können.

Neue Technologien verlangen aber auch neue Strategien, neue Märkte und Absatzmöglichkeiten. Die Kosten für Forschung Und Entwicklung liegen in der Zwischenzeit aber in derartigen Höhen, daß sich kein europäisches Land mehr leisten kann, hier Pionierarbeit zu leisten.

Daher wird bereits die Hälfte des „Know-how" etwa im Bereich der Informationstechnologie aus den USA und Japan importiert. Hält die Entwicklung weiter an, wird sich das Verhältnis weiter verschlechtern.

Was ist das Neue an der Informationstechnologie? Im Prinzip geht es um die Verbindung des Computers mit dem Telephon, also der Computertechnologie mit der Telekommunikationstechnologie. Dieses neue System bringt großen Firmen, die es sich leisten können, immense Vorteile bei der Geschäftsabwicklung. Die Möglichkeit, Daten und Informationen überall hinsenden zu können und bei Bedarf abzurufen, revolutioniert das System von Angebot und Nachfrage bzw. den gesamten Wettbewerb. Telekonferenzen via Bildschirm können rund um den Erdball gleichzeitig geführt werden. Alle Konferenzteilnehmer sehen einander, hören einander. Alle können in dieselben Dokumente blicken und zusammenarbeiten, als ob sie an einem Tisch sitzen würden. In Japan wird an der Einführung eines derartigen Systems bereits gearbeitet.

Die weitere Entwicklung der Informationstechnologie geht in Richtung ISDN (Integrated Services Digital Network), das den „Schlüssel zur Informationsgesell-schaff'bildenwird.DiesesSystem basiert auf einem universalen Telephonsystem, das gleichzeitig Gespräche, Computerinformationen und Bildschirmübertragungen ermöglichen soll.

Weltweit gesehen, bestreiten aber nur eine Handvoll großer Konzerne diesen Markt der neuen Technologien. IBM, der größte Computerproduzent der Welt, beispielsweise und AT & T (American Telegraph and Telephone) Corp. Systems. Europäische Firmen wie Siemens (BRD), Thomson (Frankreich) oder Philips (Niederlande) sehen angesichts des Konkurrenzdrucks nur mehr die Möglichkeit der Kooperation. „Entweder importieren die Euro-

päer die US-Technologien und bleiben weiterhin präsent am Weltmarkt, oder sie fallen hoffnungslos hinter die Epoche der technischen Revolution", erklärt man beispielsweise bei Philips.

Eine der europäischen Antworten auf diese Herausforderung ist das grenzüberschreitende Forschungsprojekt „Esprit" (European Strategie Programme for Research in Information Technology). In seiner bisherigen Tätigkeit erkannte „Esprit" die Wichtigkeit von leistungsfähigen Kommunikationsmitteln für jede internationale Zusammenarbeit.

Bürokratische Schwierigkeiten mit den EG-Behörden, den Geld-

geDern, Probleme zwischen den Forschungspartnern selbst und Geldmangel lassen jedoch keinen Raum für übergroße Hoffnungen.

Ähnliches wird auch beim europäischen Pendant zu SDI, der amerikanischen Verteidigungsinitiative, nämlich „Eureka", befürchtet. Auch hier läßt die Euphorie der beteiligten Länder — auch Österreich gehört dazu — merklich nach. Fragen der Finanzierung und gemeinsame Institutionen schmälern bereits allzugroße Hoffnungen.

Die europäischen Bemühungen auf die technologischen Herausforderungen bleiben insgesamt gesehen also doch eher zaghaft.

Und wie steht es um die Ant-

worten „made in Austria"? Eine Studie der OECD stellt der Alpenrepublik kein gutes Zeugnis auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung in den letzten Jahren aus. Betrug der Aufwand dafür Anfang der sechziger Jahre noch magere 0,4 Prozent des Brut-tonationalproduktes, so kletterte er in den siebziger Jahren lediglich auf 0,8 Prozent. Unser Land liegt jetzt im letzten Drittel der OECD-Länder. Zwar ließ sich auch Österreich in der Zwischenzeit auf einige Abenteuer im High-Tech-Bereich ein, allerdings ohne allzu großes Glück. Die Kooperation der VOEST mit einem amerikanischen Mikro-

Chip-Partner wurde zum Problem, andererseits scheiterte eine vielversprechende Forschungsund Entwicklungszusammenarbeit Österreichs mit einem japanischen Elektronik-Konzern vorerst am Einspruch von Umweltschützern. „Der Österreicher ist wohl ein ganz anti-industrieller Typ", meinte damals der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Herbert Krejci.

Hoffentlich heißt das nicht, daß wir uns bei der Aufzählung österreichischer Spitzenleistungen durch internationale Zusammenarbeit weiterhin auf das berühmte Weltraumfenster für „Spacelab", das heimische Techniker gebaut haben, beschränken müssen.

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