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Inländisches Kapital dominiert

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Eine gründliche Bestandsaufnahme der Eigentumsverhältnisse der österreichischen Wirtschaft präsentierten kürzlich Experten der Wiener Arbeiterkammer. Die erfeulichen Ergebnisse: Erstmals seit Jahrzehnten dominiert wieder inländisches Privatkapital.

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Eine gründliche Bestandsaufnahme der Eigentumsverhältnisse der österreichischen Wirtschaft präsentierten kürzlich Experten der Wiener Arbeiterkammer. Die erfeulichen Ergebnisse: Erstmals seit Jahrzehnten dominiert wieder inländisches Privatkapital.

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Seit drei Jahrzehnten erhebt die Wiener Arbeiterkammer die Eigentümerstrukturen der österreichischen Wirtschaft. 1961 verfaßte Oskar Grünwald eine Studie über das „Eigentum an den österreichischen Kapitalgesellschaften", 1968 folgte die Untersuchung .Auslandskapital in der österreichischen Wirtschaft" von Grünwald und Ferdinand Lacina, Mitte der achtziger Jahre wurden die „Eigentumsverhältnisse in der österreichischen Wirtschaft" präsentiert.

Das jetzt vorliegende Buch gewährt ebenfalls wieder einen tiefen und interessanten, mit vielen Graphiken und Tabellen angereicherten Einblick in die - wie die Kammer-Experten jubelnd vermerken - sensationell sich verändernden Eigentumsverhältnisse. Außerdem ist es ein sehr gutes und umfassendes Nachschlagwerk für alle, die sich über einzelne Firmen und Branchen informieren wollen.

Die wichtigsten Daten und Ergebnisse dieser Untersuchung - erfaßt wurden 32.227 Firmen - kurz zusammengefaßt sind:

□ In den letzten zehn Jahren ist das Nominalkapital der österreichischen Unternehmen um das zweieinhalbfache auf 265 Milliarden Schilling gestiegen. Dieser enorme Kapitalzuwachs fand in allen Wirtschaftszweigen statt, besonders stark im Gewerbe und im Handel.

□ Eine der markantesten Entwicklungen ist das starke Anwachsen des indirekten Beteiligungsbesitzes, ein Ausdruck für die zunehmende Bildung von Konzemen und die wechselseitige Unternehmens-Verflechtung. Fast die Hälfte des gesamten Firmenkapitals ist laut Studie miteinander verflochten. Besonders zugenommen haben die Marktkonzentrationen in den Bereichen Bergbau-, Baustoff- und Zuckerindustrie.

Republiksanteil abgesenkt

□ Der österreichische Privatbesitz ist mit über 84 Milliarden Schilling oder 31,7 Prozent die bedeutendste Eigentümerkategorie geworden. In der Bauwirtschaft dominiert das österreichische Privatkaptal mit 60,2 Prozent, im Gewerbe mit 53,4. Das war vor zehn Jahren anders. Damals beherrschten sowohl die Republik Österreich als auch ausländisches Kapital die österreichische Wirtschaft. Bis 1978 etwa war die Republik Österreich mit Abstand der größte Eigentümer. Seither hat die Republik ihren Anteil von 32,6 auf 25,8 Prozent abgesenkt. Den höchsten Anteil an Staatsbesitz weist die Industrie (36 Prozent) auf, gefolgt von der E-Wirtschaft (35,4 Prozent).

□ Das Auslandskapital ist mit 66.7 Milliarden Schilling oder 25,1 Prozent nurmehr die drittgrößte Eigentümerkategorie. Allerdings ist die Entwicklung des Auslandseinflusses in verschiedenen Zweigen und Branchen unterschiedlich.

Fast 40 Prozent aller Auslandsinvestitionen kommen aus Deutschland. Besonders stark beherrscht werden die Branchen Medien (WAZ, Springer, Bertelsmann), die Elektroindustrie (Siemens, AEG) und die Versicherungen (Allianz).

Parallel zu dieser Entwicklung verläuft übrigens noch eine zweite Trendwende: Österreichs Wirtschaft ist heute wesentlich stärker im Ausland vertreten als früher. WEM GEHÖRT ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT WIRKLICH? Von Elisabeth Beer. Brigitte Ederer, Wilhemine Goldmann, Roland Lang, Miron Passweg, Rudolf N. Rietzner. Orac Verlag, Wien 1991,448 Seiten, öS 398,—

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