Alle Achtung: Bei der Entschärfung der rechtzeitig entdeckten Briefbomben haben Polizeispezialisten ganze Arbeit geleistet. Dieses Kompliment läßt sich auf die Ermittlungen so nicht übertragen: die scheint eher Inspektor Zufall zu leiten.
Reine Rede mehr davon, daß man das rechtsextreme Spektrum quasi im Griff gehabt habe. Purer Zufall, daß das Phantombild eines '”Briefmarkenkäufers auch auf einen Verdächtigen aus dem österreichischen Neonazi-Milieu hingedeutet hat, obwohl der wahrscheinlich die Marken nicht erstanden hat. Zufall erst recht, daß dieser Verdächtige bei seiner Ausreise von tschechischen Zollbeamten - ohne Hinweis oder Vorwarnung aus Osterreich - hoppgenommen und dann unkompliziert den heimischen Behörden übergeben wurde, nachdem die Tschechen in seinem Kofferraum ein ansehliches Waffenarsenal entdeckt hatten.
Daß dieser Mann und ein Gesinnungsfreund nun als mutmaßlich Involvierte in Haft sind, ist — auch wenn die Verdachtslage gegen sie als „ausgezeichnet” eingestuft wird - noch lange kein kriminalistisches Meisterstück. Erschreckend, was da scheinbar unbemerkt - wenigstens aber nicht ausreichend beachtet - rundherum im rechtsextremen Eck an Waffen lagert, wie da mit Sprengstoffen hantiert und experimentiert wird.
Ernüchternd: Der Schlag gegen den harten Kern der österreichischen Neonazis Anfang 1992 hat die Szene nicht kopflos gemacht. Aber er hat zum gefährlichen Trugschluß geführt, den braunen Sumpf damit endgültig unter Kontrolle zu haben.
Der „Best” wurde eher verniedlicht und deshalb bis zuletzt nicht ernst genug genommen. Noch klingt dazu die abwiegelnde Erklärung eines nicht unprominenten Politikers dieses Landes im Ohr, der die rechtsextreme Gefahr, darin von einer kleinformatigen Boulevardzeitung systematisch unterstützt, nur auf „etliche Lausbuben und Verrückte” reduziert und heruntergespielt hat.
Der Mangel an Wachsamkeit hat sich blutig gerächt. Eine Wachsamkeit, mit der etwa tschechische Grenzer unserem Inspektor Zufall gerade noch zu Hilfe gekommen sind.
