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Instrument der Hilfe

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Für die Hörfunksendung „Religion aktuell“ von Montagabend, 7.August, gab der Wiener Auxiliarbischof Kurt Krenn Peter Wesely ein Interview über die Aufgaben der jüngst eingerichteten Glaubenskommission für die Erzdiözese Wien, deren Vorsitzender der Weihbischof selbst ist.

„Es wäre nicht ganz richtig“, - so Krenn wörtlich - „wenn man sagt, es sei eine Theologenkommission oder eine theologische Kommission. Die Arbeitszuteilung an die Glaubenskommission ist etwas engerund auch etwas deutlicher, weil das erste und eigentlich auch das letzte, was geleistet werden soll, ist, die Übereinstimmung mit der Glaubenslehre zu sehen, zu prüfen oder auch die Glaubenslehre deutlicher darzustellen. “

Weihbischof Krenn bezeichnet in diesem Zusammenhang die Kommission wiederholt als ein „Instrument der Hilf e “. Wörtlich: „Ichglaube auch, man sollte nicht jetzt von Kontrolle sprechen oder Überwachung des Glaubens. Das ist ja ohnedies eine Aufgabe, die dem Bischof kraft seines Amtes schon zufällt. Daß er den Glauben in seiner Diözese und die Glaubenslehre seiner Diözese letztverantwortlich auch zu überwachen hat.“

Es gehe darum, erläutert Krenn, zur Hilfe bereit zu stehen, wenn jemand nichtgenau wisse, ob das, was er schreibt, ganz in der Identität der Kirche stehe. Es könne auch jemand von der Kommission aufmerksam gemacht werden, daß er so nicht sprechen könne. Außerdem denkt man, eigene Publikationen der Kommission herauszubringen beziehungsweise die Herausgabe von guten Schriften zu unterstützen.

Auf die Frage, ob Geistliche, Religionslehrer, Laien im Seelsorgs-dienst und Hochschulprofessoren zur Klientel der Glaubenskommission gehören, antwortet Krenn: „Ja, Klientel - ein nicht schönes Wort, ich möchte eher sagen zu den Betreuten oder meinetwegen zu den Geförderten -, aber es ist richtig, dieser Kreis ist anzusprechen. Ich möchte ihn sogar noch ein bißchen erweitern ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich glaube, daß auch heute ganz besonders jene dazugehören, die in den Massenmedien über den Glauben sprechen. Ich glaube, es hätte viel Gutes, wenn man zum Beispiel auch von unseren Journalisten, die in den Massenmedien über den Glauben sprechen und es tun irgendwie im Namen oder quasi im Namen der Kirche - ich möchte sagen, diese Journalisten brauchten viel eher die Qualifikation einer missio canonica als mancher, der eben irgendwo eine kleine Gruppe von Kindern unterrichtet.“

Auf den Hinweis auf die in „Communio et Progressio“ (siehe Kasten links) hervorgehobene Bedeutung der Meinungsfreiheit - auch in der Kirche - antwortete der Wiener Weihbischof: „Nichts gegen die Freiheit, aber alles für die Wahrheit. Ich glaube, wenn wir uns auf diese Formel einigen, daß natürlich auch die Wahrheit eine Rolle spielt, nicht nur die Freiheit, dann glaube ich, ist jeder Journalismus von uns zu begrüssen. Es ist nur oft so, daß manche meinen, sie hätten ihre Pflicht schon erfüllt, wenn sie sich frei geäußert haben. Es gibt dann immer noch das Maß der Tatsachen, das Maß auch dessen, daß man etwas objektiv so darstellen muß, daß es der wehrlose Konsument, der ja nicht das mitvollziehen kann, daß es dieser Konsument auch noch versteht und auch in einem Sinn versteht, der ihn nicht einfach ständig gegen die Kirche aufbringt.“

Peter Wesely fragt den Weihbischof, ob er denn glaube, daß katholische Journalisten jemanden gegen die Kirche aufbringen möchten. Kurt Krenn antwortet, daß er das nicht wisse, er könne ja nicht in die Herzen sehen; er glaube aber, daß die Menschen besser seien als ihre Produkte. Der Weihbischof betont auch, daß es bei der Glaubenskommission nicht um Bespitzelung oder Kontrolle - für ihn „dunkle Gedanken“ - , wohl aber um fallweise Auseinandersetzung, ja ernste Auseinandersetzung, desgleichen um Hilfe „und ich hoffe sehr oft Freude über den gelehrten und gelebten Glauben“ gehen werde. „Sich an die Glaubenslehre halten, ist schon immer auch eine gewisse menschli-che Leistung der Bescheidenheit und der Einordnung, und viele Fragen, die in der Kirche auftreten zu allen Zeiten - damit ja nicht gemeint ist, ich meine nur die Gegenwart - zu allen Zeiten waren Fragen von Demut und Stolz auch im geistigen Bereich. Hingegen glaube ich, ist Demut...auch eine ganz großartige Fähigkeit, die Wirklichkeit zu sehen: denn wenn man sich in den Hintergrund stellt und sagt, es gelte Dein Wort, oh Gott, nicht meines, es gelte die Lehre der Kirche, nicht meine, und ich will dazu beitragen, daß das verstanden wird - das Wort Gottes und die Lehre der Kirche -> das ist Demut, das ist aber auch Leistung.“

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