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Während SP-Denker Rupert Gmoser der ÖVP Karl Schlein-zers im „profil“ bescheinigt, sie befinde sich auf dem programmatischen Marsch „von rechts nach links“, manifestiert sich aber im Schleinzer-Land Kärnten zwischen zweisprachigen Ortstafeln und Personalfragen innerhalb der Volkspartei auf pragmatischer Basis ein weiteres Anziehen der Ideologieschraube in die rechte Richtung.

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Während SP-Denker Rupert Gmoser der ÖVP Karl Schlein-zers im „profil“ bescheinigt, sie befinde sich auf dem programmatischen Marsch „von rechts nach links“, manifestiert sich aber im Schleinzer-Land Kärnten zwischen zweisprachigen Ortstafeln und Personalfragen innerhalb der Volkspartei auf pragmatischer Basis ein weiteres Anziehen der Ideologieschraube in die rechte Richtung.

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Es bedurfte nicht erst der zwiespältigen Haltung der Kärntner ÖVP in der leidigen Oirtstafelfrage,i»um den betont „rechten“ »StartdortP'de'r' Landesparteiführung auszumachen. Nicht umsonst redet man einer „Aussetzung“ der Tafelmontage das Wort — blickt man doch mit Freiersaugen des Wahlwerbers in Richtung der eiferwerfenden (angeblichen) Mehrheit. Daß die ÖVP nicht so deutlich wie die FPÖ einen Volkszugehörigkeitswahlkampf (zu dem eine Minderheitenfeststellung nach dem „Bekenntnisprinzip“ ausarten müßte) fordert, dürfte wohl in der Hoffnung begründet sein, auch die Stimmen der christlichen Slowenen zu erhalten.

Zu dieser rückgratverkrümmten Haltung gegenüber den Kärntner „Tschuschen“ gesellt sich nun in fataler Weise auch noch die Aussicht, daß der parlamentarische Zwischenrufer Suppan (bekanntlich machte er antisemitische Äußerungen) demnächst in die Landesregierung wechselt, um dort den Platz des

Landeshauptmann-Stellvertreters Weißmann einzunehmen.

Vor dem freiwerdenden Regie-rungssitz des Wirtschaftsbündlers Weißmann steht ÖAAB-Landeschef Suppan allerdings nicht konkurrenzlos. Der ÖWB hat — pro forma? —i NR Gorton genannt und im Land selbst scheint auch ÖAABler Knafl (derzeit Landtagsklubobmann) Regierungsgelüste zu verspüren. Verläßt Suppan seine Arierposition im Parlament, müßte dorthin der Vil-lacher Stadtrat Amtmann oder (so hört man neuerdings) der listenübernächste Obervellacher Bürgermeister Mölschl nach Wien aufrücken. Beides sind Leute, die eine erfreuliche Ablöse darstellen würden.

Wenn nun schon nicht Suppan der Ortstafelfont näherrückt, so können alte Kameraden dennoch zufrieden sein. Die Klagenfurter ÖVP nominierte nämlich für die im kommenden Frühjahr anstehenden Gemeinderatswahlen an prominentem Listenplatz die graue Eminenz des „Heimatdienstes“. Jenen Rechtsanwalt Dr. Karl Theodor Mayer, der bei den TV-Stadtgesprächen nach einer Aufforderung, sich vorzustellen, mit der „ich bin bekannt“-Be-merkung für Fernseherheiterkeit außerhalb Kärntens sorgte. Der persönlich höchst integre, doch unter politischen Aspekten eher extreme Chef der Blut & Boden „Ulrichts-berggemeinschaft“ kann nämlich nur als deutlicher ÖVP-Versuch gewertet werden, den Ortstafelkonflikt in Wählerstimmen umzumünzen.

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