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IRA in der Defensive?

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Noch vor kurzer Zeit schien es, als treibe Nordirland . unaufhaltsam einem Bürgerkrieg zwischen Protestanten und Kathoüken zu; und man hatte den Eindruck, daß die neue Politik der britischen Regierung schon bald scheitern werde, die Politik nämlich, der katholischen Minderheit Grund zur Hoffnung zu geben und auf diese Weise die Unterstützung der IRA-Terroristen zu verringern.

Dann wurde bekannt, daß die sogenannte provisorische IRA in Lon-donderry einen neunzehnjährigen katholischen Soldaten der in der BRD stationierten britischen Streitkräfte während seines Urlaubs gefoltert und ermordet hatte. Dieser kaltblütige Mord an einem jungen Mann, der im katholischen Gebiet von Londonderry geboren und aufgewachsen war, löste eine heftige Reaktion aus. Zweihundert katholischen Frauen machten sich auf, um bei der provisorischen IRA zu protestieren. Mehr als 5000 Menschen nahmen Ende Mai an der Beisetzung teil, und nach der Trauerfeier fand eine große Versammlung statt, an der sich mehr als 1000 Frauen und 25 katholische Priester beteiligten. Auf dieser Versammlung wurde trotz heftigen Widerstandes der IRA für ein sofortiges Aufhören aller Gewaltakte in Londonderry gestimmt.

Nun sind die katholischen Stadtteile von Londonderry, Bogside und Creggan — oft als „freies Derry“ bezeichnet — Bezirke, in die das britische Militär und die Polizei nur sehr ungern eindringen würden. In ganz Nordirland hat die IRA keinen stärkeren Stützpunkt. Hier konnte sie ungestört ihre Bombenanschläge und Morde planen, und hier konnten die Terroristen nach einem Gewaltakt immer sichere Zuflucht finden.

Um so größer ist also die Bedeutung der Tatsache, daß jetzt die katholischen Priester unterstützt von den Frauen in den beiden Stadtteilen, beide Flügel der IRA auffordern, allen Terror einzustellen.

Die erste Periode des IRA-Terrors in Nordirland dauerte von 1956 bis 1962. Sie fand ein Ende aus zwei Gründen: einmal, weil in Nordirland, wie auch in der Irischen Republik, IRA-Mitglieder interniert wurden, und zweitens, weil sich die katholische Minderheit in Nordirland einfach weigerte, die Terroristen weiter zu unterstützen.

Nun bedeutet diese Revolte der katholischen Frauen von Londonderry, so wichtig sie auch ist, noch keineswegs, daß alle Schwierigkeiten in Nordirland überwunden sind. Aber der zweite der beiden Faktoren, die 1962 zur Beendigung des Terrors führten, nämlich die Mitarbeit der südirischen Regierung, dürfte auch jetzt wieder wirksamer werden als je zuvor in den letzten drei Jahren.

Kürzlich kam es in einem Dubliner Gefängnis, wo IRA-Mitglieder in Haft waren, zu einer Revolte. Zum erstenmal seit vielen Jahren mußte die Regierung der Republik Militär und Tränengas einsetzen. Der Ministerpräsident der Irischen Republik, Jack Lynch, hat von neuem erklärt, er werde Operationen von Privatarmeen auf südirischem Boden nicht dulden; und der Justizminister hat gerade eine Vorlage eingebracht, die es den Behörden ermöglichen soll, Strafgefangene aus Gefängnissen in militärischen Gewahrsam zu überführen.

Nördlich wie südlich der Grenze, die durch Irland verläuft, sind jetzt beide Flügel der IRA offensichtlich in der Defensive. Ohne Zweifel werden sie ihre Politik des Terrors fortsetzen in der Hoffnung, daß sie damit das britische Militär und die protestantische Mehrheit in Nordirland zu kopflosem Vorgehen gegen die katholische Minderheit provozieren können. Aber man hat allmählich den Eindruck, daß jede neue Mordtat die Terroristen noch mehr von dem katholischen Bevölkerungsteil isolieren wird, ohne dessen Unterstützung sie sich aber nicht halten können.

Millionen für die Opposition

In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation der Tagespresse in Schweden beunruhigend rasch verschlechtert. Es kam zu zahlreichen Zeitungseinstellungen und Zusammenlegungen. Die Arbeiterpartei wurde davon besonders stark betroffen. Auch ihre größte Morgenzeitung, „Arbetet“ in Malmö, der drittgrößten Stadt des Landes, wies in den letzten Jahren hohe Verluste aus.

Um zumindest die sogenannten „Zweitzeitungen“ in den größeren Städten über Wasser halten zu können, führte man im Vorjahr eine Direktunterstützung durch den Staat ein. Den höchsten Betrag erhielt, etwas unerwartet, das Zentralorgan der Konservativen, „Svenska Dagbladet“ in Stockholm, das 4,3 Millionen Kronen entgegennehmen konnte. Drei weitere angesehene Zeitungen, die „Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning“, das „Skänska Dagbladet“ der Zenterpartei und die sozialdemokratische „Arbetet“ in Malmö erhielten zwischen 3 und 4 Millionen. Außerdem wurde eine Reihe von anderen Provinzzeitungen mit variierenden Beträgen bedacht. Die Welle der Zeitungseinstellungen konnte dadurch gestoppt werden, doch es zeigte sich bald, daß fast alle unterstützten Zeitungen eine umfassendere Hilfe brauchten, wenn sie das Jahr 1972 überleben sollten.

Die nun in Aussicht gestellten Unterstützungen, die ab 1. Juli gewährt werden sollen, gehen weit über den früheren Rahmen hinaus. „Svenska Dagbladet“ soll jährlich 9 Millionen Schwedenkronen und damit den höchsten Betrag erhalten. „Arbetet“ 8 Millionen und die beiden anderen genannten Zeitungen zwischen 6 und 7 Millionen Kronen. Auch förderungsbedürftige und kulturell wertvolle Zeitungen, die nur einmal in der Woche herauskommen, können 200.000 Kronen Staatszuschuß erhalten.

Dadurch - steigen die • Ausgaben des Staates für die Presse von 36 auf 77 Millionen Kronen.

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