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Jährlich 7 Milliarden kWh „Strom aus dem Strom“

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Man knipst die Leselampe an - und studiert die „heißen“ Auseinandersetzungen um zukünftige Energieformen; man dreht das Radio an, um Diskussionen über die Energieversorgung zu hören; aus über zwei Millionen österreichischen Fernsehapparaten werden zu Spitzenempfangszeiten Bild und Ton über das „Thema Nummer eins“ in die Haushalte geliefert. Voraussetzung und Transportmittel: elektrische Energie. Nicht die von morgen und übermorgen, sondern die von jetzt und heute: Während - mit Ausdauer und eingehend - über die ausreichende Stromversorgung debattiert wird, vergißt man nur allzu leicht, daß die österreichische Elektrizitätswirtschaft unablässig ihrer Versorgungspflicht nachkommen muß. Täglich.

Der Inlandsbedarf an elektrischer Energie in Österreich näherte sich 1977 der 30-Milliarden-kWh-Grenze (1976: 27,7 Mrd. kWh). Rund zwei Drittel dieser Menge werden in Österreich aus Wasserkraft erzeugt, und in dieser Gruppe ist die Osterreichische Donaukraftwerke AG mit einem installierten Regelarbeitsvermögen von derzeit 7 Milliarden Kilowattstunden jährlich der größte „Lieferant“.

Die hohe Wirtschaftlichkeit der Erzeugung von „Strom aus dem Strom“ durch die DoKW geht aus der Tatsache hervor, daß die Verfügbarkeit der Anlagen, das ist die Ausnutzung der verwertbaren Wassermenge für die Energieerzeugung, in der überwiegenden Mehrzahl der Betriebsjahre über 99,5% betrug. Die gesamte Stromerzeugung der fünf in Betrieb stehenden Donaukraftwerke Ybbs-Persenbeug, Aschach, Wallsee-Mitterkirchen, Ottensheim-Wilhering und Altenwörth erreichte, gerechnet von ihrer Inbetriebnahme an, Mitte 1977 rund 64 Milliarden Kilowattstunden. Diese Strommenge ist etwa doppelt so groß wie der derzeitige Jahres-Inlands-bedarf.

Die eminente Bedeutung des Donauausbaues für die gesamte Volkswirtschaft wird auch dem Laien durch eine einfache Rechnung verdeutlicht: Für die Erzeugung von 1 Milliarde kWh auf Heizölbasis sind rund 250.000 Tonnen Heizöl schwer erforderlich. 1 Tonne kostet derzeit im Raffinerieabgabepreis S1350,-. Eine Milliarde Kilowattstunden in dieser Erzeugungsart erfordert daher an Brennstoffkosten rund 337 Millionen Schilling. Würde man die 7 Milliarden Kilowattstunden, die aus dem Energieträger Donauwasser erzeugt werden, auf Heizölbasis produzieren, müßte man öl für 2,35 Milliarden Schilling jährlich verbrennen! Was dies - abgesehen von den Lieferengpässen und Kostensteigerungen -auch an zusätzlicher Umweltbelastung mit sich brächte, kann sich jedermann vorstellen.

Als die österreichische Donaukraftwerke AG 1947 gegründet wurde, sah es um die Kraft-Wasser-Straße Donau noch sehr traurig aus. Wohl gab es bereits alte Projekte für die Errichtung von Ybbs-Persenbeug, da und dort verrostetes Baustellenmaterial von der wegen des Krieges aufgelassenen Baustelle - doch die russische Besatzungsmacht regierte über diesen Torso „deutschen Eigentums“. Erst 1954 konnte mit dem Bau dieser ersten Stufe begonnen werden. Heute stehen die bereits erwähnten fünf Kraftwerke.

Doch im Donauausbau gibt es keinen Stillstand. Ein weiteres Stück des Rahmenplanes zum Ausbau der 350 km langen österreichischen Donaustrecke geht seiner Vollendung entgegen. Im ehemaligen Augebiet von Asten, stromabwärts von Linz, entsteht das sechste österreichische Donaukraftwerk, welches bereits anfangs 1979 „Strom aus dem Strom“ liefern soll. Die österreichische Donaukraftwerke AG, als Bauherr und zukünftige Betriebsgesellschaft, wird damit ihren Beitrag zur Energiesicherung Österreichs weiter auf rund 8,5 Mrd. kWh/Jahr vergrößern.

Die Kraftwerke Melk und Greifenstein sind bereits in Planung. Nach dem Endausbau der österreichischen Donaustrecke werden rund 14,6 Milliarden Kilowattstunden saubere Energie zur Verfügung stehen. ,

Man schätzt, daß insgesamt rund 5000 Arbeitnehmer in der Zulieferindustrie und im Bau durch die DoKW Beschäftigung finden. Auf den Hauptbaustellen sind jedenfalls jeweils rund 1300 bis 1500 Arbeiter, Angestellte, Monteure und Ingenieure beschäftigt. Der ständige Mitarbeiterstand der DoKW in Hauptverwaltung, den Baustäben, Betrieben und Außenstellen beträgt rund 1000.

Die Bauarbeiten am Donaukraftwerk Ab-winden-Asten, welches mit einer Maschinenleistung von 168.000 Kilowatt und einem Regelarbeitsvermögen von 1,02 Milliarden kWh jährlich im wesentlichen den Dimensionen von Ottensheim-Wilhering entsprechen wird, gehen zügig voran. Die Betonierungsarbeiten am zukünftigen Hauptbauwerk sind im wesentlichen abgeschlossen (der gesamte lose Aushub im Durchstich, einschließlich der Hauptbauwerksteile, betrug rund 7 Millionen Kubikmeter Ausand und Kies). Die Dop-oelkammerschleuse und das Anschluß-oauwerk an das Krafthaus sind fertig, die Vormontage der Maschinen ist im Gange. Bei Donaukraftwerken ist es praktisch schon Tradition, daß Bauzeit und vor allem auch Baukosten eingehalten werden, ein Erfolg, der großteils auf die Kontinuität in zeitlicher und personeller Hinsicht, aber auch auf den Einsatz der beschäftigten Firmen zurückzuführen ist.

Wie immer bei der Durchführung solcher Großbauvorhaben - auch wenn die Notwendigkeit der Energiebeschaffung allgemein anerkannt wird - stellt sich die Frage, ob die Errichtung einen Zusatznutzen für die Umweltverhältnisse bringen wird. Diese Frage ist im Falle Abwin-den-Asten positiv zu beantworten. Allein die Tatsache, daß durch die Stauraumerrichtung die Großkläranlage für den Raum Linz forciert fertiggestellt werden mußte, wird der Wassergüte der Donau in diesem Abschnitt wesentlich zugute kommen. In Stauräume von Donaukraftwerken münden keine ungeklärten Abwässer.

Durch die Errichtung von Abwinden-Asten wird auch ein Großteil der bisher bei Donauhochwässern immer wieder überfluteten rechtsufrigen Donauauen stromabwärts der eingestauten Traun hochwasserfrei. Dort; wo im unmittelbaren Kraftwerksbereich die Baumaßnahmen Wunden in die Aulandschaft geschlagen haben, ist eine großzügige Wiederaufforstung und Begrünung geplant. Fischbesatzmaßnahmen werden dafür sorgen, daß auch das ökologische Gleichgewicht in diesem Bereich erhalten oder verbessert wird.

Abwinden-Asten wird auch die Lücke in der noch nicht aufgestauten 26 km langen Stromstrecke zwischen der Stufe Ottensheim-Wilhering und der Stauwurzel des Werkes Wallsee-Mitterkirchen schließen. Darin liegt auch die besondere Bedeutung dieser Staustufe für den planmäßigen Ausbau der großen internationalen Schiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau.

Die mit Abwinden-Asten bereinigten Gefahrenzonen sind z. B. der Wendeplatz vor „Urfahrwänd“, die Schiffslände unterhalb der Nibelungenbrücke und die Einfahrten in die Linzer Hafenbecken. Darüber hinaus bringt der Aufstau für alle im Linzer Raum befindlichen Hafenanlagen wesentlich ausgeglichenere Wasserstände. Das letzte der großen Schifffahrtshindernisse im österreichischen Stromabschnitt oberhalb Ybbs, die Traunmündung, wird durch die Errichtung des Werkes Abwinden-Asten ebenfalls endgültig saniert. Für den Schiffsverkehr der Linzer Industrie von und nach Westen stehen ab 1979 jahresdurchgängig gesicherte Wassertiefen für volle Auslastung zur Verfügung.

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