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Jänner-Loch

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In Kreisen wohlmeinender österreichischer Nachbarn gibt es schon lange den ermutigenden Ausspruch: „Aus der Alpenrepublik könnte man schon etwas machen — aber wohin dann mit den Österreichern?“ Diese Frage wurde wieder hochaktuell im Zusammenhang mit den österreichischen Energieferien.

Als Bayer hat man für dieses Problem viel Verständnis, weil wir selbst in unserem kleinen Anteil an den Alpen die Preußen bereits arg stören — allerdings im Sommer noch mehr als im Winter.

In den deutschen Bundesländern sind die Sommerferien so, daß wir Bayern in der Zeit von Juni bis Ende September keine wichtigere Pflicht mehr haben, als die Straßen frei zu machen' für die europäischen Zugvögel nach Süden.

Der Österreicher stört in den Alpen eher im Winter — ausgenommen als Dienstleistungspersonal. Da die Österreicher nicht nur von den Alpen, sondern auch vom Winter ein recht großes Stück erwischt haben, stellt sich die Frage: Wie verpflichtet man die Einheimischen so, daß sie die ausländischen Touristen beim Schifahren nicht stören?

Der Gedanke des Energiesparens bringt uns sowieso nicht weiter, denn in der Schule verschwendet man ohnehin soviel Energie sinnlos, daß im Grunde alle Ferien Energieferien sind. Besonders sinnlos wird die Energie der Schüler zwischen Weihnachts- und Semesterferien verheizt. Reden wir also über Wintersportferien für die Familie.

Wir haben diese spezielle österreichische Errungenschaft hier sehr genossen und sind in Bayern viel darum beneidet worden. Die großen Semesterferien sind für den Stadtmenschen ohnehin zu lange. Wir können nämlich unsere Kinder nicht auf dem Bauernhof oder in der Fremdenpension arbeiten lassen, sondern müssen sie beschäftigen und bändigen.

Aber wann Wintersportferien? Im Februar und im März kommen ja noch mehr ausländische Touristen, also scheidet Verschiebung nach hinten aus. Für mich wäre der Idealfall eine Verlängerung der Weihnachtsferien um zwei Wochen. Dann könnte man Weihnachten gleich zu Hause bleiben und anschließend gemütlich schifahren.

Die Österreicher würden in dieser Zeit allenfalls noch mit Bayern zusammentreffen, weil die auch eine Woche länger Weihnachts ferien haben. So wären wir eingeborenen Alpenanrainer endlich dort, wo uns die Fremden vermutlich wirtschaftlich am liebsten haben wollen — als Füllmaterial im Jänner-Loch.

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