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Jandls Fremde

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(Wiener Ensemble im Konzerthaus, Wien; „Aus der Fremde“ von Ernst Jandl) Sei Jandl für seine Experimente mit der Sprache wohlbekannt, so verstehe sich die Wahl des Konjunktivs und die Anrede in der dritten Person auch in dieser seiner Sprechoper als Schlußfolgerung der in der Handlung bestimmten Ereignis-losigkeit. Alles sei bloß möglich, nicht wirklich wirklich. Weshalb auch die Beziehung eines Dichters, der sich aus der für ihn fremden Umwelt in Tabletten-und Trunksucht flüchte, zu einer Dichterin an Realität verlöre und auf vorgezeichneten Wegen roter Bretter im Bühnenbild ablaufe. Jandl lasse schließlich den Verkommenen voller seelischer Hürden mit der Bürde seiner angeknacksten Würde das Stück, also sich selbst, also Jandl erklären.

Dominik Glaubnitz als der Mo- v nolog führende Monomane mit all den anstrengenden Zwischentönen Jandlscher Sprachsymbolik imponiere in einer Inszenierung Stephan Bruckmüllers, die dem obskur Witzigen und dem Tragischen des Stücks gerecht werde und die Ausweglosigkeit des in der Gesellschaft und in sich Fremden betone. Nun aber sei Jandls Konjunktiv wieder der seine. Punkt.

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