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Japanisches Kunsthandwerk, Thomas Schwanthaler

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Keramik höchster Vollendung kann man derzeit im österreichischen Museum für angewandte Kunst sehen, das die überaus eindrucksvolle und (auch in der Gestaltung) großartige Wanderausstellung „Traditionelles Kunsthandwerk der Gegenwart aus Japan“ zeigt. Gefäße, Flaschen, Schalen, Töpfe und Teller von größter formaler Reinheit, verbunden mit raffinierten Glasuren oder sparsamem Dekor repräsentieren ein zeitgenössisches Schaffen, das, wie Vergleichsphotos beweisen, auf den Vorbildern der Vergangenheit nahtlos auf baut,

ohne sie sklavisch zu kopieren, weil es aus einer lebendigen Tradition schöpft. (Ersichtlich wird allerdings auch, daß viele der großen Meister, die sie fertigten, ein bereits beträchtliches Alter erreicht haben oder vor kurzer Zeit verstorben sind.) Aber auch die in traditioneller Technik hergestellten Arbeiten in Metall, Lack, Holz, Bambus und die zahlreichen Schaustücke prachtvoller Textilien, deren Maß und Präzision vorbildlich wirken, sind Beispiele einer Handwerksgesinnung und Formkultur, wie sie der Westen kaum noch kennt. Mit Recht wird in der Ausstellung darauf hingewie sen, daß sie Anlaß sein müßte, „die Problematik von Tradition und Fortschritt neu zu überdenken“. Von ihr könnten und müßten neue starke Impulse auch für uns ausgehen.

Im Rahmen des Bundesländerpro- g?amms der Stadt Wien sind im Oberen Belvedere bis zum 16. Februar 1975 Bildwerke und Zeichnungen von Thomas Schwanthaler (1634 bis 1707) zu sehen. Die von der Bundeshauptstadt Wien und dem Land Oberösterreich gemeinsam veranstaltete Ausstellung greift damit den wohl bedeutendsten Meister der heuer im Stift Reichersberg vorgestellten zahlreichen Künstlergenerationen Schwanthaler heraus, den Schöpfer des riesigen Doppelaltares von St. Wolfgang, der mit der neuen Form der Freifigurengruppe bahnbrechend wirkte und das Werk Meinrad Guggenbichlers vorbereitete. Sie zeigt seine Entwicklung von schlanken Körperformen , und Stille zu einer immer kräftigeren Körperhaftigkeit und Dramatik, bei der der Faltenwurf (ein nordisches Erbe) starkes Eigenleben gewinnt. Wie in Reichersberg — wo sie aber nicht so stark zur Geltung kamen — beeindrucken am meisten die „Barbaragruppe“ aus Schälchen, der

„Hl. Christophorus“ und der „Engel“ aus St. Wolfgang, die große „Hl. Katharina“ aus Arnsdorf, der „Elfenbein-Christus“ aus Reichersberg, das „Fragment einer ölberggruppe“ aus Hohenzell und vor allem der eindrucksvolle „Rieder ölberg“, der in dieser Aufstellung allerdings unter einer äußerst ungünstigen Beleuchtung zu leiden hat. Vor allem in dieser Ausstellung zeigt sich der Rieder Meister als eine eindrucksvolle Bildhauerpersönlichkeit seiner Zeit, dem, auch ohne Überschätzung, die Kunstgeschichte einen gebührenden Platz einzuräumen hätte.

Der seit mehreren Jahren in Wien lebende kanadische Maler Robert Adrian gehört zu den in Österreich seltenen Vertretern der sogenannten „Neuen Abstraktion“, deren Aufbruch in Amerika — im Gefolge von Josef Albers — von den Namen Ad Reinhardt, Bamett Newmann, Kenneth Noland, Frank Stella und Jules Olitski — in Europa von den Schweizern Max Bill und Richard Lohse, getragen wurde. Adrian geht mit Verhaltenheit und Intensität Gestaltungsproblemen von Farbe und Fläche nach, die einerseits in den beiden letzten ausgestellten Phasen dem Farbraum gelten, anderseits der bei scheinbarer Statik dynamisierten Fläche. Seine großen Formate strömen bei aller scheinbaren Kühle und Zurückhaltung innere Spannung und Bewegung aus. Sie sind in der Galerie am Schottenring zu §ehen.

Ausgewählte Ölbilder, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen aus den Jahren 1947 bis 1974 von Karl Stark zeigt die „Art Gallery — Christian M. Nebehay“ und damit einen eindrucksvollen Querschnitt durch das Werk dieses wesentlichen österreichischen Malers, der Elemente des Expressionismus mit europäischer Tradition verbindet. Man findet hier das schöne frühe „Stilleben mit Lampionblume“, den „Gartenweg“ und den „Hinterhof in Grinzing“ neben der späten „Lichtung“ unter den Ölbildern, farbig volltönende Gouachen, vor allem Blumenstücke und Draulandschaften („Im Wald“, „Nach dem Regen“), farbig expressive und ausgewogene Aquarelle und Mischtechnikblätter („Drau- taler Alpen“, „Drautal mit Lienzer Dolomiten“, „Wohnhäuser in der Brigittenau“) und sehr sensible Zeichnungen. Eine ebenfalls sehenswerte Ausstellung.

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