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Japanisches Tempo

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Das starke Wachstum der österreichischen Wirtschaft hält an. Mit einem realen Zuwachs von 6,4 Prozent im vergangenen Jahr wuchs das österreichische Bruttonationalprodukt 1972 auf 476,6 Milliarden Schilling (gegenüber 415,8 Milliarden im Jahr 1971).

Wie das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung dazu feststellte, hält das Wachstum der österreichischen Wirtschaft an der Obergrenze ihres Kapazitätsspielraumes damit schon das vierte Jahr hindurch ungebrochen an. Wieder liegt Österreich mit seinem Wirtschaftswachstum hinter Japan an der Spitze aller entwickelten Industrienationen.

Die Industrie expandierte im vergangenen Jahr ebenfalls sehr stark: Ihre Wachstumsrate war mit 7,2 Prozent im vergangenen Jahr fast so hoch wie 1971 (7,5 Prozent). Wachstumsriese war 1972 das Baugewerbe mit einer Zunahme von 10,5 Prozent. Mit diesem Wachstum löste das Baugewerbe aber auch einen sehr starken Preisauftrieb aus: 17 Prozent Preissteigerung bei Bauten blieben auch auf den Verbraucherpreisindex nicht ohne Wirkung.

Nicht dieses Wachstum, aber zumindest das Überwinden ihres lang anhaltenden Konjunkturtiefs stellt die österreichische Papierindustrie fest: Hatte das erste Halbjahr, wie übrigens auch international, ebenso düster ausgesehen, wie die davorlie-genden Jahre, scheint in der zweiten Hälfte des Jahres 1972 die Talsohle der konjunkturellen Entwicklung überwunden worden zu sein.

Die Papierproduktion stieg im vergangenen Jahr um fast neun Prozent auf mehr als eine Million Tonnen.

Die stärkste Zunahme konnten dabei die Dünn- und Spezialpapiere verzeichnen, deren Wachstum fast 18,5 Prozent betrug. Ihr Anteil am gesamten Produktionsvolumen ist jedoch mit nur etwa 80.000 Jahrestonnen nach wie vor relativ gering. Graphische Papiere und Rohstoffs des Hygienepapiersektors wuchsen immerhin um fast 17 Prozent auf mehr als eine halbe Million Tonnen. Einen Rückgang gab es hingegen bei Zeitungsdruckpapier, eine Tatsache, die sich aus Betriebsschließungen erklären läßt.

Die stärkste Produktionserhöhung konnte die Pappe mit einer Zunahme von mehr als 24 Prozent verzeichnen. Der Einsatz neuer Maschinen ließ die Jahresproduktion auf fast 180.000 Tonnen emporschnellen. Ein großer Teil dieser Produktion, nämlich mehr als 50 Prozent, wird exportiert. Der Inlandsmarkt scheint weitgehend gesättigt zu sein, was sich auch in der nur sehr geringen Zuwachsrate von knapp unter 1,5 Prozent zeigt.

47 Unternehmen der Papierindustrie mit 57 Betriebsstätten waren im vergangenen Jahr in Österreich tätig: Gemeinsam erzielten sie einen Bruttoproduktionswert von rund elf Milliarden Schilling, das sind um sieben Prozent mehr als 1971. Vergleicht man diese Werte mit den allgemeinen Steigerungen in der österreichischen Wirtschaft, so kann man eine viel geringere Diskrepanz als während der vorangegangenen Jahre feststellen. Wenn die Konjunkturentwicklung am internationalen Papiermarkt mithält, könnte die Papierindustrie aus ihrer Krise, zumindest vorübergehend, gerettet sein.

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