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Digital In Arbeit

Japans Erfahrung

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1986 entschied sich die japanische Sony Corporation für Salzburg als Domizil für ihr neuestes Compact-Disc- Werk.

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1986 entschied sich die japanische Sony Corporation für Salzburg als Domizil für ihr neuestes Compact-Disc- Werk.

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Im Juni 1987 stand bereits die um über 600 Millionen Schilling errichtete Produktionsstätte. Erstkapazität: eine Million CD's pro Monat für den europäischen Markt; Beschäftigte: 230. Die Republik und das Land Salzburg hatten das Projekt mit der Förderung von 19$ Prozent der Investitionen unterstützt. Die FURCHE sprach mit dem Generaldirektor von DADC/Sony Austria GmbH Otto Zieh über die japanischen Eindrücke.

FURCHE: Warum hat Sony ein CD-Werk, das den gesamteuropäischen Markt abdecken soll, gerade in Österreich errichtet?

OTTO ZICH: Der entscheidende Punkt war die Qualität der österreichischen Arbeitskräfte. Ich bin zwar erst zwei Jahre hier, aber als jemand mit viel Elektronikerfahrung kann ich sagen, die österreichischen Arbeitnehmer sind in diesem Bereich exzellent und ebenso hochmotiviert wie Japaner. Hinsichtlich der Produktivität brauchen wir auch keine Vergleiche zu scheuen mit amerikanischen oder bundesdeutschen Mitarbeitern.

FURCHE: In der österreichischen Bürokratie haben sich die japanischen Manager auch nicht verheddert?

ZICH: Es gab keinerlei Probleme. Die Projektabwicklung funktionierte zufriedenstellend, die Behörden zeigten sich flexibel, und ich glaube, in keinem anderen Land hätte das besser funktioniert Daß ein solches Projekt innerhalb von 15 Monaten von der Entscheidung zur Produktionsaufnahme gebracht wird, ist wirklich nur bei total unbürokratischem Vorgehen möglich.

FURCHE: Nach derartigen High-Tech-Firmen stehen doch die Länder Schlange. Haben letztlich auch die Förderungen bei Sony eine entscheidende Rolle gespielt?

ZICH: Sony hätte anderswo sicherlich höhere Förderungen bekommen. In Italien, in Teilen der Bundesrepublik oder in Irland und Schottland gibt es mehr Geld, aber es war wirklich die Arbeitsmoral der Österreicher ausschlaggebend.

FURCHE: Bringt die NichtMitgliedschaft Österreichs bei der EG Nachteile für Ihr Werk?

ZICH: Uberhaupt nicht. Es wäre für uns kein Unterschied spürbar. 99 Prozent der Produkte werden in die EG exportiert, und unser Erzeugnis ist aufgrund bilateraler Abkommen gleichgestellt mit jedem anderen EG-Produkt.

FURCHE:Müssen wir trotzdem unbedingt nach Brüssel?

ZICH: Ja, unbedingt. Denn wenn wir es nicht tun, wird Österreich langsam psychologisch aus Europa rausgedrängt. Wir gehören dann sozusagen nicht mehr dazu und werden dadurch auf längere Sicht auch aus dem Geschäft gedrängt.

FURCHE: Finden Sie unsere derzeitige EG-Strategie sinnvoll?

ZICH: Es wäre besser, wenn endlich eine gemeinsame Strategie gefunden würde. Denn dieses ständige Darüber-Reden, ob EG-Beitritt oder nicht, verunsichert potentielle Investoren. Japanische oder amerikanische Interessenten lesen schließlich auch Zeitung und merken, Österreich hat interne Probleme und kann sich offensichtlich nicht entscheiden. Dabei stehen uns in Europa eine Menge Firmengründungen bevor. Japan beispielsweise will einige hundert Betriebe bis 1991 installieren, um auch am Binnenmarkt teilnehmen zu können. Hier laufen gerade Entscheidungsprozes-se.

FURCHE: Welche Zukunftsaussichten hat die CD?

ZICH: Die Branche ist noch in einer Wachstumsphase. 1986 zum Beispiel war der Bedarf an CD's in Europa 40 Millionen, 1987 waren es doppelt so viele, und heuer sind es rund 130 Millionen. Danach werden die Zuwachsraten runtergehen und Anfang der neunziger Jahre wahrscheinlich stagnieren.

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