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Jesu Hände in der Welt

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Die Geschichte des Laienapo-stolats im Sinn der Katholischen Aktion ist weltweit gesehen markiert durch die Gründung internationaler Zusammenschlüsse, durch die Weltkongresse für das Laienapostolat in den fünfziger und sechziger Jahren und schließlich durch die mühsame Umsetzung der Impulse, die vom Zweiten Vatikanum ausgingen.

Es ist nicht zu leugnen, daß Einheitsbestrebungen vielfach zunichte geworden sind, weil sich gleichzeitig die äußeren Bedingungen organisierter Laienarbeit rasant veränderten — der Prüfstein der Mündigkeit ist härter geworden. Anderseits ist die Aufgabenstellung der Katholischen Aktion heute prinzipiell geklärt (siehe Artikel 20 des Dekrets über das Laienapostolat), so daß Paul VI. 1977 ihr „nicht einen historisch zufälligen, sondlern theologisch begründeten Platz innerhalb der Kirche“ zuweisen konnte.

Typisch europäische Strukturprobleme, die mit der Errichtung von Gremien und Ausschüssen, mit Priestermangel et cetera zusammenhängen, erhalten den ihnen zukommenden, nicht gar so bedeutenden Stellenwert, sieht man sie aus dem Blickwinkel der jungen Kirchen Afrikas oder Asiens. Und praktisch gelebte Solidarität zwischen alten und jungen Kirchen, wiewohl bei uns oft verkannt, ja schlecht gemacht, trägt Früchte.

Vor 40 Jahren wurde in Lourdes auf Initiative der Katholischen Aktion Italiens die Internationale Vereinigung katholischer Männer „Unum omnes“ gegründet, deren Zielsetzung es unter anderem ist, „die Kontakte zwischen den nationalen Mitgliedsverbänden zu fördern und ihnen auf diese Weise zu ermöglichen, einander im Geiste der Brüderlichkeit und der gegenseitigen Achtung besser kennenzulernen, einander zu unterstützen und auf allen Ebenen in jeder möglichen Art und Weise aktiv an der Verbreitung des Evangeliums in der Welt mitzuarbeiten“.

Die heurige Generalversammlung am Gründungsort bot nicht das Bild sentimentaler Rückschau, sondern der Neugeburt: Die Neuaufnahme mehrerer afrikanischer Organisationen und der „All Indian Catholic Union“ hat zur entscheidenden Verjüngung der anfangs europäisch dominierten Vereinigung geführt. Daß dies unter der Präsidentschaft eines Österreichers, Johannes Farnleitner (von Beruf Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Bundeswirtschaftskammer) möglich war, ist nicht nur der Erfolg eines Mannes, sondern auch der Katholischen Männerbewegung Österreichs, die ihn nach Kräften unterstützt hat.

Davon abgesehen scheint es sinnvoll, im Jahr nach der Bischofssynode über Berufung und Sendung der Laien den gegenwärtigen Zustand und die Lebensäußerungen des organisierten Lai-enapostolats — diesmal als Subjekt, nicht nur Objekt pastoraler •Verantwortung — am Beispiel einer weltweiten Organisation zur Kenntnis zu nehmen.

„Unum omnes“ hatte sich an dem der Bischofssynode vorangegangenen Konsultationsprozeß rege beteiligt, unter anderem durch Mitwirkung an dem vom Päpstlichen Rat für die Laien organisierten Vorbereitungstreffen in Rocca di Papa 1986. In logischer Folge lautete auch das Studienthema der „Unum omnes“-Kon-ferenz 1988, vom Synodensekretär Edmond Farhat eingeleitet: „Die Gestalt des Laien nach der Synode 1987“. Dabei wurde eines klar: Das Ergebnis, der Ertrag der Synode ist nicht nur das, was in Rom an Dokumenten ausgearbeitet worden ist, sondern ebenso die einzelnen Interventionen von Bischöfen und Laien sowie der gesamte Beratungsvorgang. Es gibt sie, die Vision des Laien der Zukunft, der nicht mehr „ein schlafender Genius mit einer Stärke von 700 Millionen Mitgliedern“ (Kardinal Thomas O'Fiaich) ist, sondern „Jesu Hände, die sein Werk in der Welt verrichten“ (Erzbischof John P. Foley).

Entscheidend ist der Impetus von Christen, Kirche dort präsent zu machen, wo sie nur durch sie Salz der Erde sein kann; das Selbstverständnis, „nicht nur Gläubige, sondern auch Apostel“ (Paul VI.) zu sein. Dazu braucht es Gemeinschaften, die Wege jenseits der Frustrationen unserer Tage suchen, indem sie Strukturen im Geist der Gerechtigkeit und des Dienens durchdringen.

„Wenn es für die schweren Probleme der modernen Welt eine Hoffnung gibt, liegt sie in der Dynamik der Mitwirkung, die trotz gelegentlicher Fehlentwicklungen heute eine bisher nicht gekannte Kraft und Universalität erreicht hat. In der Ekklesiologie der communio werden die Laien unerschöpfliche Hilfen finden, um Antworten zu geben auf die Erwartungen der Welt und mutige Lösungen ihrer Probleme zu wagen.“ („Instrumentum laboris“ der Bischofssynode). „Unum omnes“ sieht hierin vorrangig ihre Informations- und Bildungsaufgabe.

„Internationale katholische Organisationen sind nur dann unverzichtbar und mehr als katholischer Konferenztourismus, wenn bewußt Erfahrungen ausgetauscht, Aktivitäten gemeinsam durchgeführt und Freundschaften über alle Grenzen hinweg geschlossen werden.“ Diesem pragmatischen Grundsatz ihres österreichischen Präsidenten verdankt „Unum omnes“ ihre zunehmende Funktionstüchtigkeit. In ihren Ratstagungen werden die statutarischen Aufgaben zügigst abgewickelt, so daß der Großteil der Zeit dem Erfahrungsaustausch gewidmet werden kann. Berichte aus erster Hand über politische, und wirtschaftliche Situationen werden besonders in Krisenzeiten (zum Beispiel Falkland-Krieg, Solidarnosc) geschätzt.

Die überkommene Form der Männerorganisation tritt in den Hintergrund einerseits durch Teilnahme der Ehefrauen der Funktionäre, anderseits durch Assoziierung von Mitgliedsorganisationen, die aus Frauen und Männern bestehen, zum Beispiel aus Frankreich, den USA und Indien. Stimulierend wirkt nicht nur die theoretische Bemühung, sondern auch die Tatsache, daß leistungsfähige Organisationen wie die Katholische Männerbewegung Österreichs „Zugpferde“ für andere sein können. Als Zeichen der Gemeinsamkeit wird ein jährlicher Gebetsabend einem gemeinsam formulierten Anliegen gewidmet (als nächstes: „Solidarität — der neue Name für Friede“).

Sind die Tagungen von „Unum omnes“, was ihre sprachliche Durchführung anbelangt, jedesmal ein kleines Pfingstwunder (Kommunikation in möglichst vielen Sprachen, ohne Simultanübersetzung), so kommt doch den Tagungen der einzelnen Sprachgruppen eine wichtige ergänzende Rolle zu. Die „International Al-liance of Catholic Knights“ hat zum Beispiel ihre j ährlichen Treffen; alle zwei Jahre findet die Konferenz der deutschsprachigen Länder statt, so heuer in Chur. Sogenannte Regionalkonferenzen dienen dem Studium der Probleme einzelner Kontinente und der gezielten Starthilfe.

Als besonders gelungen kann die Afrika-Konferenz in Nairobi 1983 mit Vertretungen aus 46 Ländern, davon 34 afrikanischen, bezeichnet werden. Eindeutiger Arbeitsschwerpunkt ist derzeit die Gründung und Belebung von Organisationen in Ländern der Dritten Welt.

Von den vielen Projekten, die in Absprache von „Unum omnes“-Mitgliedern geplant und realisiert wurden, sei das besonders zukunftsträchtige der Errichtung von Bildungshäusern genannt. Ein Musterbeispiel ist jenes in Nakuru (Kenia), andere sind in Ghana und Zambia im Werden. Gerade in Ländern mit wirtschaftlichen Entwicklungsschwierigkeiten ist es sehr wichtig, den Christen Stätten der Begegnung und Weiterbildung anbieten zu können.

Die Österreicher, die in Lourdes von rund einem Dutzend afrikanischer Delegierter en suite den Dank für geleistete Aufbauhilfe ausgesprochen erhielten, werden dies wohl nicht so leicht vergessen und den Dank als Ermutigung für ihr weiteres Engagement verstehen. Die motivierende Kraft des Gemeinsamen und die Effektivität gemeinschaftlichen Tuns von Katholiken wird zunehmend ein Faktor in der Weltkirche.

Der Autor ist Mitglied des Vorstandes der Katholischen Männerbewegung Österreichs.

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