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„Jetzt ein bisserl verpatzt”

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79,92 Prozent der Orther Bürger haben am Sonntag bei einer Volksbefragung - und das bei einer Beteiligung von 68 Prozent - gegen einen Nationalpark Donau-Auen votiert. Am linken Donauufer östlich von Wien stößt die Idee auf massive Ablehnung.

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79,92 Prozent der Orther Bürger haben am Sonntag bei einer Volksbefragung - und das bei einer Beteiligung von 68 Prozent - gegen einen Nationalpark Donau-Auen votiert. Am linken Donauufer östlich von Wien stößt die Idee auf massive Ablehnung.

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Die Bevölkerung von Orth an der Donau steht mit ihrem Nein zum Projekt „Nationalpark Donau-Auen” nicht allein da. Schon vorher hatten die Marchfelder Donau-Anrainer in Mannsdorf (mit 86 Prozent) und in Eckartsau (mit 77 Prozent) gegen einen Nationalpark gestimmt. Und von den noch anstehenden Volksbefragungen in Groß-Enzersdorf und Engelhartstetten wird auch keine Meinungsumkehr erwartet.

Für Peter Pilz, den Bundessprecher der Grünen, ist „die Geschichte jetzt ein bisserl verpatzt”. Aber deshalb nun „vom Nationalpark Abschied zu nehmen, wäre völlig verrückt”.

Das politische Credo der Grünalternativen, daß politische Entscheidungen nicht über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg getroffen werden sollen, macht die Situation nicht leichter.

Den Willen der betroffenen Bürger akzeptieren oder übergehen? „Es ist immer eine Interessenabwägung - und da gibt es keine .goldene Regel'. Wenn das Leben und die Existenz von Menschen wirklich schwer betroffen, gefährdet und beeinträchtigt ist,” betont der Grün-Chef im FURCHE-Gespräch, „dann haben selbstverständlich 'Anrainerinteressen auf der Prioritätenliste ganz oben zu stehen.”

Nur „Partikularinteressen”

Davon könne, meint Pilz, im konkreten Fall nicht die Rede sein. Er erklärt das Nein der Bevölkerung damit, „daß bei der Information und Aufklärung der Bevölkerung schon sehr viel schiefgelaufen ist”. Und außerdem gebe es „sehr viele kleine Partikularinteressen”, die in den bisherigen Volksbefragungen ihren Niederschlag gefunden hätten. „Tiefgehende vitale Interessen der Menschen”, wie sie sich etwa gegen eine Bahntrassierung durch das Tullner-feld artikulierten, seien von „anderer Qualität”. Diese möchte Pilz aber eben nicht mit den - seiner Meinung nach - in der Marchfelder Donauregion zutage getretenen „PartikularinteresT sen” der Fischer, Jäger, Landwirte und den Ängsten all jener, die „halt befürchten, daß dann mehr oder weniger Besucher des Nationalparks in die Gegend kommen”, in einen Topf geworfen sehen.

Auch „dagegen entscheiden”

Pilz dazu grundsätzlich: „Wenn die Gefahr besteht, daß Interessen einmal ein bißchen kleinlich werden, dann muß man sagen: Es gibt auch Situationen, wo man dagegen entscheiden muß.”Und an die politische Entscheidungsträger adressiert: „Das ist der Punkt, an dem man sich entscheiden muß - entweder wollen wir einen Nationalpark oder nicht.”

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