7071381-1993_02_07.jpg
Digital In Arbeit

Jetzt ist Schluß mit dem Rauchen

19451960198020002020

Zu den guten Vorsätzen am Beginn eines neuen Jahres zählt für viele der Entschluß: Keine Zigarette mehr. Wie schwer es jedoch ist, diesen Vorsatz zu erfüllen, zeigt eine Untersuchung des Instituts für Sozialmedizin der Universität Wien.

19451960198020002020

Zu den guten Vorsätzen am Beginn eines neuen Jahres zählt für viele der Entschluß: Keine Zigarette mehr. Wie schwer es jedoch ist, diesen Vorsatz zu erfüllen, zeigt eine Untersuchung des Instituts für Sozialmedizin der Universität Wien.

Werbung
Werbung
Werbung

„Über 70 Prozent der Raucher wollen aufhören, aber nur etwa einem Prozent gelingt es für immer”, berichtet Heinrich Scho-berberger. „Die stärkste Motivation dazu ist ein Infarkt, etwa 40 Prozent der Patienten hören nach einem derartigen Ereignis auf, werden aber zum Großteil nach einiger Zeit wieder rückfällig. Es besteht kein Zweifel, daß Nikotin abhängig macht.”

Soll nun eine dauerhafte Entwöhnung gelingen, müssen physische und psychische Faktoren berücksichtigt werden, vor allem bildet aber auch die Mithilfe des Arztes und der Mitmenschen eine wesentliche Voraussetzung. Wie bei jeder Krankheit, ist vorerst die Diagnose wichtig: biochemische Untersuchungen, welchen Nikotinspiegel der Raucher erreicht, Beziehungen zu anderen Krankheiten, psychische Verfassung und Rauchergewohnheiten.

In jüngster Zeit konnten gute Erfolge mit einer Nikotin-Ersatztherapie erzielt werden. In Form von Kaugummi oder Hautpflastern wird eine psychoaktive Substanz verabreicht, die den Nikotinentzug kompensiert. Vor allem der Kaugummi wird von Rauchern als Ersatz angenommen: Man ist beschäftigt, hat wieder etwas im Mund. Nebenwirkungen treten nicht auf, die Substanz wird auch gegen Depressionen eingesetzt und diese Eigenschaft ist bei dem ange spannten Zustand eines gegen die „Rauchsucht” Kämpfenden nur günstig.

Der Nikotinersatz allein wird allerdings nicht ausreichen, um dem Raucher die Zigarette gänzlich abzugewöhnen. „Die Verhaltensweise des Patienten muß geändert werden, wir brauchen dazu eine Art Lebensstilmedizin, die in vielen anderen Bereichen auch notwendig wäre, wie etwa beim Alkohol oder selbst beim Essen”, fordert Psychologe Schoberber-ger. Dazu bedarf es eines engen Kontaktes zwischen Arzt und Patienten. Die Überzeugungskraft des Arztes kann wesentlich zum Therapieerfolg beitragen. Besonders ermutigend wirkt es, wenn über den Verlauf der Entwöhnung ein Protokoll geführt wird. Wenn bereits nach zwei bis drei Wochen der Entwöhnung die Lungenfunktionen wieder besser geworden sind, so bedeutet das ein echtes Erfolgserlebnis.

„Es lohnt sich immer, das Rauchen aufzugeben”, betont Lungenspezialist Heinrich Klech, „wenn man bedenkt, daß es ohne Rauchen praktisch keine Lungenkrebserkrankungen gebe und auch andere Tumore zum Teil verhindert werden könnten, daß der durch das Rauchen verursachte Sauerstoffmangel Hauptursache des Myocard-Infarktesist.inder Schwangerschaft der Reifungsprozeß des Embryo hemmend beeinflußt wird und die Komplikationen bei der Geburt um rund 20 Prozent höher liegen.” Das perfekte Lungengift wird aber im Auto gebraut, wenn sich der Zigarettenrauch mit den Plastikdämpfen der Autoausstattung undKoh-lendioxyd mischt. Besonders schädlich wirkt sich der Zigarettenrauch bei Kindern aus. Kinderarzt Maximilian Zach, Universitätsklinik Graz, spricht geradezu von einer „Kindesmißhandlung”. Schwere Atembeschwerden können vor allem bei Kindern, die zu Asthma neigen, hervorgerufen werden. Für die Eltern müßte das Motivation genug sein, um die Zigarette auszulöschen. Besonders in der Familie geht es um eine bewußte „Lebensstilmedizin”.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung