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Jetzt wird 's politisch

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Innerkirchlich hat der vergangene Sonntag in St. Pölten keine Überraschung gebracht. The show will go on. Wer hatte anderes erwartet? Ernst ist, daß die Causa nunmehr politische Züge annimmt. Zur Klarstellung hat Gerald Freihof her in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift, Academia” wesentlich beigetragen.

Zum Vertreter der Diözese St. Pölten im kirchlichen Europa-Arbeitskreis hat Bischof Krenn eben Friedrich Romig (siehe auch Seite 26) bestellt: einen Mann, der in der rechtslastigen „Aula” schreibt und in der „Weißen Rose”, die der Verein „Pro occidente”, mitbegründet von Krenns theologischem Berater Reinhard Knittel, wesentlich trägt. Dieses wieder empfiehlt warm das Hetzblatt,.Der 13.”, wo vor kurzem ein infamer Artikel gegen Unterrichtsminister Schölten („Halbblut”) erschien, den Wiens Erzbischof, Kardinal Hans Hermann Groer, öffentlich tadelte. Friedrich Romig aber ist nicht gegen die Demokratie, denn man „kann nicht gegen etwas sein, was es der Sache nach nicht gibt und auch nicht geben kann: die Demokratie”.

Dazu Bischof Krenn: „Ob er in der ,Aula' schreibt oder nicht, interessiert mich nicht.” Und: „Warum sollte ich diesem guten Mann, weil er euch nicht paßt, den Sessel vor die Türe stellen?” Obwohl er wegen Beleidigung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands verurteilt ist? „Mit dem habe ich nichts zu tun.” Und was mit Kaplan Knittel? „Er arbeitet im Bereich des Bischofs in allen (!) kirchlichen Sachfragen.”

Wenn der Bischof korrekt zitiert worden ist, dann sind solche Antworten der Tropfen zuviel für ein Faß, das randvoll gelaufen ist. Was damit heraufbeschworen wird, konnte man schon im vorletzten Heft der „Wirtschaftswoche” (früher „Wochenpresse”) nachlesen, noch ehe die jüngste Enthüllung bekanntgeworden war.

Die Kirche genieße in Osterreich „einen ziemlich privilegierten Status” und es stelle sich die Frage, „ob es sich die Republik leisten kann und leisten soll, auf vielfältige Art und Weise einer Kirche verbunden zu sein, in der die Vertreter befremdlicher Denkmuster -bis hin an die Grenze des Antisemitismus - zunehmend.an Gewicht gewinnen,” schrieb Chefredakteur Christian S. Ortner. Und er zählte die Subventionierung des Religionsunterrichts, der katholischen Privatschulen und theologischen Fakultäten sowie Steuerbefreiungen und die Weitergabe von Personenstandsdaten als Bevorzugungen auf, „die im Grunde nicht zum Charakter des liberalen, bürgerlichen Rechtsstaates passen.”

Der in stiller innerkirchlicher Diplomatie vielfach bewährte päpstliche Nuntius wird neuerlich ausrücken müssen, um einem Bischof auch die politische Gefährlichkeit unsensibler Vorgansweisen begreiflich zu machen. Jetzt muß bewiesen werden, daß Ortner wenigstens mit der Behauptung irrt, derartige Entgleisungen bekämen in der r.k. Kirche Österreichs „zunehmend” Gewicht.

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