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Josef Engelhart

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Die Galerie Würthle zeigt bis 15. Juli den ersten Teil einer Ausstellung, die, nach der Sommerpause der Galerie am 5. September, wiedereröffnet und mit neuen Arbeiten ergänzt, dann bis 16. September zu sehen sein wird. Sie ist dem 1864 in Wien geborenen Maler und Bildhauer Josef Engelhart gewidmet, der in Wien nicht nur durch sein im Rathauspark stehendes großes Waldmüller-Denkmal und das Fiakerdenkmal bekannt ist, sondern auch durch seine lebensvollen Darstellungen des Wiener Volkslebens vor dem ersten Weltkrieg. Außerdem gehörte er zu den Mitbegründern und Initiatoren der „Wiener Secession“.

In der lonigen Malerei der Münchner Schule ausgebildet, entwickelte er sich durch Studien in Paris zu einem Freilichtmaler von feiner Beobachtungsgabe, der vom Jugendstil nur am Rande berührt wurde, und später, bereichert um seine koloristischen Erfahrungen, wieder zur Wiener Genre- und Typendarstellung zurückkehrte.

Die in der Galerie Würthle aus seinem Nachlaß (Enigelhart starb 1941) versammelten Arbeiten zeigen ihn nicht nur als einen zeitgeschichtlich und für Wien dokumentarisch interessanten Künstler von bedeutenden handwerklichen Qualitäten, sie beweisen auch eine Begabung, die manchmal in einzelnen Blättern oder Bildern durchaus in die Nähe berühmterer Zeitgenossen rückt, aber durch eine gewisse Unentschie-deriheit und Unentschlossenheit das Entscheidende verfehlt. So erinnern einige der Arbeiter sehr an Toulouse-Lautrec, besitzen aber nicht die beißende Schärfe, den psychologischen Realismus, des Franzosen. Eine ölskizze von zwei Knaben mit einem Hund läßt an Max Lieberman denken, eine Tuschzedohnung an Valotton und einige Straßenszenen an Lesser Ury. Die Arbeiten für die später durch Brand zerstörten Dekorationen für das Somossy-Theater in Budapest sind eine wichtige Dokumentation, und das feine Bild der „Firmlinge beim Eisvogel im Prater mit der Damenkapelle“ beweist mit seinem auf Grünweiß gestimmten Akkord und dem harten, kalten Licht nicht nur die scharfe Beobachtungsgabe Eragelharts, sondern legt auch die Vermutung nahe, daß er Degas studiert hat. Eine sowohl sehenswerte wie interessante Ausstellung.

In der Club.c/aierie der Wiener Secession bietet die Meisterklasse Prof. Eckerts der Wiener Akademie ein erstaunlich frisches und vielseitiges Bild. Die Talentproben der sich in gelenkter subjektiver Freiheit entwickelnden Schüler wirken lebendiger als so manche Ausstellung, die hier schon zu sehen war.

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