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Digital In Arbeit

Journalistin, Bäuerin oder …

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Als Kind konservativ-liberaler Taufscheinchristen bin ich soeben dabei, mich persönlich zu entwickeln. Mich allmählich loszulösen von den Eltern, um dann womöglich später festzustellen, daß deren Ansichten doch recht vernünftig gewesen wären. Oder auch nicht.

Zunächst möchte ich kurz meine bisherigen Berufswünsche anführen: Märchentante, Graphikerin, Krankenschwester und Bäuerin. Letzteres wünsche ich mir noch immer, denn dieser Beruf beinhaltet all die wichtigen Dinge, die meiner Meinung und Erfahrung nach (ich durfte vergangenen Sommer fünf Wochen auf einem Bauernhof arbeiten) die Frau zu einer solchen machen: Ich habe direkten Kontakt zur Natur (auch zu der von Mensch und Tier) und die Gelegenheit, deren Beschaffenheit sogar positiv zu beeinflussen.

Ich möchte unbedingt eine Familie mit mindestens zwei Kin dern haben. Ich selbst habe drei Geschwister, und meine Situation als Älteste hat mich relativ selbständig und verantwortungsbewußt werden lassen. Mutter zu sein - ich glaube, das ist bisweilen sehr anstrengend. Eine Frau hingegen, die berufstätig ist, keine Kinder hat und sich folgedessen jeglichen Luxus leisten kann, hat es leichter. Wenn sie, um es hart zu formulieren, zu egoistisch ist, um auf ihre „Freiheit“ und „Ungebundenheit“ zu verzichten, dann kann man ihr nur wünschen, daß sie nicht zehn verschiedenen Tennisclubs beitreten muß, weil sie a) in ihrem Beruf keine Erfüllung findet oder b) unter Langeweile aufgrund der verkürzten Arbeitszeit leidet.

Beispielhaft möchte ich dafür das Verhalten von Lehrerinnen aufzeigen. (Sie mögen mir dies verzeihen, doch finde ich selbige am auffälligsten…) Eine Lehrerin bekommt ein Kind, auch der Mann verdient gut. Sie verzichtet auf ihre Karenzzeit und „rennt“ sofort wieder in die Schule. (Ba-

bysitter kann sie sich natürlich nicht leisten.) Sie beginnt gereizt den Unterricht, das Echo der Schüler bleibt nicht aus, lediglich die erhoffte Befriedigtmg durch den Beruf.

Mir kommt es bedenklich vor, wenn eine Frau, noch dazu eine Pädagogin, vor ihrer Rolle als Mutter geradezu panisch flieht und unnötigerweise einen Arbeitsplatz besetzt.

Ich glaube, erraten zu haben, was die Ursache für den Trend „weg vom Herd“ ist: die sogenannte Gleichberechtigung. Das Wort Emanzipation macht mich traurig. Ich sehe nämUch nicht ein, daß eine Frau, die ihrer Familie zuliebe daheim bleibt, und, so wie ich, leidenschaftlich gern Hausfrau ist, einer berufstätigen Frau an Qualität und Wert nachstehen soll.

Ehefrau zu sein bringt gewiß Verzichte mit sich, die ich noch nicht zu ermessen vermag. Doch das heißt nicht, daß sich diese Frau plötzlich nicht mehr geistig und kulturell weiterentwickelt.

sondern nur die Meinung des Ehegatten kritiklos übernimmt. Gerade als Frau hat sie Einfluß auf das Geschehen im Staat. Entscheidet sie sich für Kinder, so gibt sie ihnen wie selbstverständlich verschiedene Werte mit ins Leben.

Warum ich Bäuerin werden möchte? Ich wage zu behaupten, daß keine Frau Familie und Beruf derart harmonisch verbinden kann wie sie. Ein weiterer, schöner Aspekt für meine Zukunft besteht darin, daß alte Menschen auf einem Hof selten isoliert sind. Trotz aller Maschinen gibt es noch immer unzählige kleine Aufgaben, die sehr wichtig sind und das Gefühl vermitteln, daß man gebraucht und als ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft angesehen wird. Dieses Gefühl möchte ich als Frau weitergeben dürfen, als Journalistin oder als kritische Hausfrau, die hin und wieder einen Leserbrief verfaßt.

Die Autorin ist siebzehn Jahre alt und Schülerin.

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