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Journalistischer Kuddelmuddel

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Als außenpolitischer „Supermann” galt Henry Kissinger schon während seiner Amtszeit. Mit Lob für den Havard-Professor, der zwischen 1969 und Anfang 1977 zum amerikanischen Spitzendiplomaten aufstieg, spart denn auch der NBC-Journalist Richard Valeriani nicht, der Kissinger während seiner außenpolitischen Touren rund um den Globus 700.000 Kilometer begleitet.

„Reisen mit Henry” ist deshalb nicht von ungefähr der Titel seines Buches, das unlängst auch in Deutsch erschienen ist. Valeriani gelingt es in seinem „Polit-Reisebe-richt” recht gut, die Legende Kissinger auf seine menschlichen Schwächen und Stärken, auf seine diplomatischen Vorzüge und Nachteile zurechtzustutzen.

Teilweise bietet das Buch faszinierende Einblicke in außenpolitische Prozesse, die in der Ära Kissinger eingeleitet beziehungsweise vorangetrieben wurden - etwa die neu inszenierte amerikanische China-Politik oder die „Pendel-Diplomatie” des US-Außenministers nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973.

Schlechter geraten sind dagegen die Kapitel über Europa und die Sowjetunion, weil hier der Hang des Autors, politische Analysen durch Anekdoten zu ersetzen, zu sehr überhand nimmt.

Und wo der Autor analysiert, tut er dies mit ein paar wenigen Sätzen, die er aber unbegründet im Raum stehen läßt (siehe z. B. Seite 265: Wandel der sowjetischen Politik).

Mehr Umsicht, dafür aber etwas weniger Kuddelmuddel wären hier am Platz gewesen.

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