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Jubiläen und Jahrestage

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Daß Lucas Cranach der Ältere vor 500 Jahren — wahrscheinlich am 4. Oktober 1472 — geboren wurde, darauf wird in Wien gegenwärtig mit gleich zwei Ausstellungen hingewiesen. Die eine — im mittleren Saal des Kunsthistorischen Museums — zeigt etwa 16 eigenhändige Arbeiten, 57 des Sohnes Lucas Cranach des Jüngeren (darunter die 48 kleinformatigen Bildnisse der sächsischen Fürsten aus der Ambraser Porträtsammlung Erzherzog Ferdinands von Tirol) und einige Werkstattarbeiten, davon zwei von Wolfgang Krodel.

Die andere — als Sonderausstellung der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz — präsentiert sechs Originale, zwei respektable Werkstattarbeiten und zwei Kupferstiche sowie 22 Holzschnitte. Einige der Bilder waren noch nie öffentlich zu sehen und die beiden Ausstellungen, die sich ausgezeichnet ergänzen, repräsentierten den hauseigenen Schatz der beiden Galerien an Werken eines Meisters, der durch seinen Aufenthalt von zirka 1500 bis 1504 Wien in seinem Frühwerk besonders verbunden war und hier eigentlich mit seinen religiösen Bildern, in einem expressiven, die Landschaft stark einbeziehenden Stil, die Malerei der „Donauschule“ begründete. Beide Ausstellungen geben einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung Cranachs von dieser Frühzeit über die italienisie-renden Tendenzen zu seinem manierdstischen Spätstil von großen dekorativen Farbflächen, klaren Umrissen und preziösen Haltungen, der in den besten Werken nichts von seiner Faszination verloren hat. Man sollte keine der beiden Ausstellungen versäumen und dabei die Gelegenheit benutzen, auch die Gemäldegalerie der Akademie — ein Juwel in ihrer Art — zu besichtigen.

Zwei Treppen tiefer, in der Aula una den Ausstellungsräumen der Akademie am Schillerplatz, findet man derzeit noch eine andere, äußerst umfangreiche Schau, die heuer bereits in Rom zu sehen war und „Österreichische Künstler und Rom. Vom Barock zur Secession“ heißt und gleichzeitig dem 200jäh-rigen Jubiläum der 1772 gestifteten Rom-Stipendien der Wiener Akademie gedenkt. Von Dr. Jörg Garms aus zahlreichen öffentlichen Sammlungen Deutschlands, Italiens und Österreichs mühsam zusammengetragen, umfaßt sie nicht weniger als über 500 Objekte, die alle im Zusammenhang mit den Rom-Aufenthalten österreichischer Künstler stehen. Außer Arbeiten von Paul Troger, Joseph Anton Koch, Angelika Kaufmann, G. F. Waldmüller, Schwind, Thomas Ender, Rudolf von Alt, Anton Romako, Carl Schuch, Tina Blau und den Studien und Arbeiten der Architekten Olbrich und Hoffmann finden sich auch interessante oder hervorragende Arbeiten weniger bekannter oder übersehener Künstler. So etwa einige Bildnisse von Anton Maron, dem die Akademie ihre Rom-Stipendien verdankt, oder die Gemälde und Zeichnungen von Wutky, Weirotter, Caucig, Scheffer von Leonhartshoff und Joseph Selleny.

Im Zuge einer lobenswerten Idee hat das Bezirksmuseum Wieden einige im Bezirk heimisch geworden Künstler zu einer Ausstellung eingeladen, die man als durchaus gelungen und sehenswert bezeichnen muß. Außer einer ölskizze von Herbert Boeckl, der sein Atelier am Elisabethplatz hatte, sieht man schöne Aquarelle von Robert Schmitt, dichte Ölbilder von Ferdinand Stransky, Alfred Karger, Franz Eisner, Franz Coufal und Rudolf Wassermann sowie ausdrucksvolle Zeichnungen von Anneliese Karger und nennenswerte Arbeiten von Eva Pisa, Margarethe Kahl und Robert Hanna. Solche Ausstellungen zur ständigen Einrichtung zu gestalten kann der Bezirksvorstehung nur zur Ehre gereichen.

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