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Jüdische Vision
(Jüdisches Museum Eisenstadt, bis 26. Oktober) Die Dauerausstellung „Tausend Jahre österreichisches Judentum“ wird heuer ergänzt von der Ausstellung „Altneuland — die Vision des österreichischen Juden Theodor Herzl“. Diese Dokumentation verweist auf die Tatsache, daß mit den Toleranzideen in Österreich zwar die bekannten Edikte ins Leben treten konnten, dem latenten Antisemitismus damit aber keineswegs ein Ende gemacht wurde. Die aufklärerischen Ideen der Toleranzapostel übten vorrangig einen Humanismus gegenüber den einzelnen Juden, nicht aber gegenüber dem Judentum an sich. Die Idee eines eigenen staatlichen Gemeinwesens hatte ihre Wurzeln in der Aufklärung, in der Romantik und somit auch sozialistische und nationale Färbungen. Wesentlich für Theodor Herzl war die Affäre um den Hauptmann Dreyfus. Durch sie wurde Herzl wohl zum „Zionisten“, wie er das denn auch in seinem Buch „Der Judenstaat“ artikulierte. Als auf dem Baseler Kongreß vom 1897 diskutiert wurde, wo dieser Judenstaat sein sollte, hatten die Engländer einen Teil ihres Dominions Uganda (das heutige Kenya) vorgeschlagen. Das wurde von vielen Ostjuden abgelehnt die — wenn schon anderswo — nur im Land der Väter leben wollten. Balfour-Dekla- ration und Palästina-Mandat waren die nächsten Stationen, auch die Gründung Tel Avivs als eines Vorortes von Jaffa wird in der Ausstellung dokumentiert.
Dramatisch zugespitzt hat sich die Frage eines jüdischen Staates durch die Machtergreifung Hitlers, durch die zweideutige Judenpolitik des nichtdeutschen Auslandes sowie durch die Rolle, die der Großmufti von Jerusalem für Hitler und somit für die Juden gespielt hatte. Trotz sehr vieler Einzeluntersuchungen steht eine Gesamtbeurteilung noch aus. Mit der Errichtung des Staates Israel endet die Dokumentation. Ausgestellt ist auch ein „Furche“-Aufsatz von Kurt Schubert aus dem Jahre 1954 über das Palästinenserproblem. Die Ausstellung stellt unseren europäischen Humanismus auf peinliche Weise in Frage. Man sollte auch trachten, die im Haus befindliche Synagoge besichtigen zu dürfen.
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