7213514-1992_40_14.jpg
Digital In Arbeit

Jüdischer Witz

Werbung
Werbung
Werbung

Das Entwaffnende am jüdischen Witz war seit jeher seine großartig ironische Selbstkritik. So treffend kühl hat kein Antisemit jüdische Eigenheiten karikiert wie ein witziger Tragikomi-ker aus den eigenen Reihen. „Luftmenschen spielen Theater" heißt eine Auswahl, mit der Hans Veigl „Jüdisches Kabarett in Wien 1890-1938" in Erinnerung bringt. Gewiß, das Niveau der Beispiele schwankt zwischen brillanten Formulierungen und stellensweise matten Witzeleien, aber die Echtheit geht immer schon aus dem intimen Jargon hervor, der durch ein „Glossar" am Buchende entschlüsselt werden muß: Auch der nichtjüdische Besucher damals lachte, - vor allem über die umwerfende Komik jüdischer Komiker, auch wenn er nicht wußte, daß „Meschumed" der jüdische Spottname für einen getauften Juden war. Der Hohn auf die Assimlierten machte sich bitter lustig über einen Neuchristen jüdischer Herkunft, wenn er besagte Herkunft geradezu antisemitisch zu verleugnen suchte.

Die Namenreihe der Beiträge reicht von dem Meisterkabarettisten Heinrich Eisenbach über Homunkulus bis zu Fritz Löhner-Beda, der später die Erfolgsoperetten von Lehär und anderen textierte und 1942 im KZ zugrunde gegangen ist.

LUFTMENSCHEN SPIELEN THEATER. Hrsg. von Hans Veigl. Verlag Kremayr & Sche-riau, Wien 1992. 208 Seiten, öS 248,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung