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Jüdisches Leben, moderne Kunst

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Drei Schwerpunkte soll das neue Jü-I dische Museum, das am 21. November in Wien eröffnet wird, in seiner Ausstellungstätigkeit haben. Der eine ist die moderne Kunst, im Falle der Eröffnung sind dies Werke des deutschen Malers und Bildhauers Heinz Mack zum Hohelied Salomos. Den Bildern sind Bibeltexte in der Nachdichtung von Manfred Hausmann gegenübergestellt. Am 21. November - gleichzeitig Tag der offenen Tür - wird der Kantor der Israelitischen Kultus -gemeinde eigens zu diesen Bildern verfaßte Kompositionen vortragen, die auch auf einer CD erhältlich sind.

Als zweite Ausstellungsschiene seien, so der Projektkoordinator des Jüdischen Museums, Karl Albrecht-Weinberger, historische Themen zu sehen. In der Schau „Hier hat Teitelbaum gewohnt" wird ein Abriß über die jüdische Geschichte Wiens gegeben. In 28 „Fallstudien" werden markante Objekte - wertvolle, aber auch materiell wertlose, jedoch aussagekräftige — stellvertretend für bestimmte Bereiche die Ge^J schichte, auch die Beziehungsgeschichte, der Juden in Wien dar-' stellen.

So wurde erst kürzlich in der;, Beständen der Kultusgemeinde ein alter Karteikasten mit Objektbeschreibungen des vorherigen l jüdischen Museums entdeckt, der I beispielsweise auch die Reste von' * gelben Stoffballen für die Anfertigung von Judensternen aufzählt. Das weltweit erste jüdische Muse^, um war 1897 in Wien gegründet worden und hatte sich wesentlich * auf jüdischen Kult und Brauchtum beschränkt.

In der Kartei sind natürlich-*' auch Kult- und Kunstgegenstän- \ de, Gemälde, Porträts und Doku- j mente enthalten, wie etwa Briefe von Theodor Herzl (die allerdings I] bisher noch nicht gefunden wur-' den). Anhand von Kunstgegen ständen werden die kulturellen Leistungen der Juden deutlicn gemacht - so etwa wird Richard Gerstls Porträt von Arnold Schön} berg aus dem Kunstforum der Bank Austria zu sehen sein. Di*

Objekte werden wie Installationen angeordnet, Texttafeln erläutern die dazugehörigen Geschich--Je- Aufgrund der Kartei gebe es, nean Weinberger, einen Uberblick über die Museumsobjekte, von denen viele mittlerweile abhanden gekommen seien. Für eine Ausstellung in einem der nächsten Jahre sollen sie wieder zusammengebracht werden.

Als dritter Ausstellungs-J Schwerpunkt sind dokumentie-iTende Potoausstellungen gedacht.

Zur Eröffnung werden „Die BPreudianer" gezeigt, Fotos vom ■13. Internationale Psychoanalyti-'J'schen Kongreß 1934 in Lüzern Hund Bilder aus der Sigmund HPreud-Wohnung in der Berggas-pse, die Edmund Engelman 1938 kurz vor Freuds Emigration aufgenommen hat.

Als Ehrengast der Eröffnung wird Jerusalems Bürgermeister Teddy Kollek erwartet, der dem Museum auch ein Geschenk mit-jihringt.

Als weitere Pläne stehen für J994 eine Max Oppenheimer-*Ausstellung fest sowie in Zusammenarbeit mit dem „Literaturhaus" eine Joseph Roth-Schau.

1995 wird es eine Antisemitismus-Ausstellung geben, die aus den 5.000 Objekten der Sammlung Martin Schlaff zusammengestellt wird. Ferner sind eine Schnitzler-Schau (in Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen) und eine Karl-Kraus-Aus-stellung geplant. Auch die Zuwanderung der Ostjuden und deren Auswirkungen sollen ein Ausstellungsthema werden. Aus den Erfahrungen dieser Ausstellungen wird sich das Konzept der bis

1996 fertiggestellten ständigen Schausammlung des Museums ergeben.

Durch die Adaptierung des Palais Eskeles in der Dorotheer-gasse 11, das zuletzt vom Doro-theum für Kunstauktionen genutzt wurde, sind auch Begleitveranstaltungen zu Ausstellungen möglich. Das Auditorium mit 120 Plätzen bietet Raum für Vorträge, Lesungen, Diskussionsveranstaltungen, Symposien, Film- und Musikvorführungen, bei denen einander Juden und NichtJuden begegnen. Die Kosten für eine(n) Museumspädagogin(en) übernimmt vielleicht das Unterrichtsministerium.

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