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Jugend in Rom

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Wir haben genug miteinander gebetet, geht jetzt nach Hause" — so rief Papst Johannes Paul II. vom Balkon des Petersdomes, winkte ein letztes Mal und setzte damit einen persönlich gefärbten Schlußpunkt des Weltjugendtreffens in Rom. Am Palmsonntag war das fünftägige Treffen von zuletzt über 200.000 Jugendlichen mit der Liturgie von Palmweihe und Eucharistie zu Ende gegangen.

Etwa 150.000 waren aus Italien angereist, weitere 80.000 kamen aus 76 Staaten in allen Kontinenten. Österreich war bemerkenswert stark vertreten: von den etwas über 2000 deutschsprachigen jugendlichen Rompilgern waren alleine je etwa 500 aus den Diözesen Wien und Graz und weitere 300 aus den anderen österreichischen Diözesen.

Anlaß zum Weltjugendfest war das zu Ende gehende Heilige Jahr. Schon im Mai vergangenen Jahres hatte Papst Johannes Paul II. seinen Wunsch geäußert, Jugendliche aus der ganzen Welt zu einem großen Treffen nach Rom einzuladen. Wie auch der Veranstalter, der päpstliche Rat für die Laien, feststellte, wurde aus diesem Wunsch wohl eine der größten und bedeutsamsten Feiern des „Anno Santo" überhaupt.

Nicht alleine die Zahl der Teilnehmer spricht dafür, sondern auch die Länge und Intensität der Begegnung. Bei den vormittägigen, in fünf Sprachgruppen gehaltenen Katechesen war wohl alles vertreten, was in der Kirche von heute Rang und Namen hat: Mutter Teresa, die Kardinäle Gantin, Lustiger, Martini, Mar-charski und Meisner.

Nicht zu übersehen waren auch die Führungspersönlichkeiten der modernen Jugend- und Er-

Die Jungen suchen das Zeugnis von Erwachsenen neuerungsbewegungen: Chiara Lubich (Fokolare), Frere Roger Schutz (Taize), Msgr. Portillo (Opus Dei), Kiko Arguello (Neo-katechumenale) oder P. Tom Forrest (Charismatische Erneuerung).

In ihren Katechesen sprachen sie von ihren Glaubenserfahrungen und daraus gewonnenen Lebenshaltungen. Diese wurde von den Jugendlichen meist sehr dankbar angenommen; kaum ein Jugendlicher, der die Auseinandersetzung unter den jungen Katholiken selbst vermißte.

Auf die Eröffnung des Jugendfestes mit einem Fackelzug folgte am kommenden Tag ein Sportfestival vor 70.000. Am Freitag versammelten sich etwa 40.000 vor dem Kolosseum zu einem Kreuzweg.

Für die Jugendlichen waren wiederum die beiden Meditationen von Frere Roger und Mutter Teresa die Höhepunkte des Abends. Mit einfachen Worten versuchten sie ihr Verhältnis zu Jesus Christus und christlicher Lebensgestaltung darzustellen.

Samstag und Sonntag waren schließlich die Tage von Papst Johannes Paul II. In der großen Begegnung mit den Jugendlichen am Samstagabend sprach er in neun Sprachen fast eine Stunde zu ihnen — und sie jubelten „ihrem" Papst zu. Einmal mußte er sogar klarmachen, daß er jetzt am Wort sei, so nachhaltig skandierten Jugendgruppen ihre Rufe.

In Gesprächen nach der Veranstaltung konnte man allerdings feststellen, daß herzlich wenig von dem Gesagten noch in Erinnerung geblieben war. In seiner Ansprache forderte der Papst die Jugendlichen auf, ihren Weg der Absage an eine „Kultur des Todes", in der alles manipulierbar sei, sogar der Mensch, fortzusetzen.

Johannes Paul II. erinnerte die Jugendlichen an ihre prophetische Aufgabe: Sie seien die Menschen des 21. Jahrhunderts, sie haben die Welt dorthin zu lenken.

Interessant war der Hinweis, daß die Jugendlichen sich in ihrem Kampf um eine bessere Welt verstärkt mit den Erwachsenen „guten Willens" verbinden sollten. Der Papst warnte davor, Erwachsenen die gleiche verändernde Gesinnung der Jugend von vornherein abzusprechen. Wörtlich meinte er: „Die wahre Jugend kommt von Gott und nicht vom Geburtsschein."

Zwischen allen Worten konnte man das große Vertrauen des Papstes in die Jugend heraushören. Vielleicht ist es auch das, warum er so umjubelt wurde. Am ersten Abend war noch bei einigen österreichischen Jugendlichen Enttäuschung über die vom Ablauf spröde Begegnung in fünf Sprachen zu hören. Vor allem wurde dabei mit der Feier im Stadion beim Katholikentag verglichen. Am Palmsonntag waren jedoch die meisten Zweifel verflogen.

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