Jugendprobleme ernst nehmen
Die Krise der Jugend stellt die Haltung der Elterngeneration in Frage.
Die Krise der Jugend stellt die Haltung der Elterngeneration in Frage.
Jede Krise ist zugleich eine Chance. Und wenn man erkennt, daß der bisherige Weg falsch war, so muß man von neuem beginnen. Man kommt aus einer Krise nur dann heraus, wenn man ihre Ursache kennt und sich selbst dann von Grund auf erneuert.
Steckt die Jugend Österreichs in einer Krise? Ein Blick in die Massenmedien macht zumindest deutlich, daß das Thema „Jugend” derzeit sehr aktuell ist. Dabei scheint es, als hätten die jungen Menschen in diesem Land kaum noch zufriedenstellende Glücks- und Zukunftsaussichten. In teilweise sensationellen Aufmachungen ist da die Rede von einer „Flucht” in die Drogen, in den Alkoholismus, den Radikalismus, in die Jugendsekten, den Freitod, die Subkultur und in die Jugendkriminalität.
Das Problemfeld und Elend der Jugend mag tatsächlich erschrecken. Es bedrückt und befremdet gleichermaßen. Viele Erwachsene, vor allen Dingen viele Eltern, sind verunsichert, und sie fragen sich, ob sie es nicht sind, die da anscheinend versagt haben?
Ist die Krise der Jugend nicht letztlich eine Krise der Gesamtgesellschaft? Und: - Wenn das alles stimmt, was da geschrieben, erzählt wird, was können wir denn tun, um von diesem gefährlichen, besorgniserregenden, wie ebenso düsteren Weg, abzukommen? Grundsätzlich wäre wohl zuerst einmal festzustellen, daß vieles von dem, was da berichtet wird, überzeichnet ist. Das Thema „Jugend und ihre Probleme” läßt sich derzeit halt gut vermarkten. Aber dennoch: - Es wäre einfach falsch, würde man dieses Thema bagatellisieren!
Sicher ist nämlich, daß die Zahl der alkohol- und drogenabhängigen Jugendlichen permanent ansteigt. Und: -nicht zu leugnen ist außerdem, daß die Trunksucht von 14- bis 16jährigen heute an vielen Schulen bereits zu einem echten Problem wird, daß immer mehr Jugendliche in diesem Land den Freitod suchen, weil sie glauben, so Ruhe und Geborgenheit zu finden.
Und auch die Flucht vieler junger Menschen in die verschiedensten Jugendsekten muß ebenfalls als ein Versuch gedeutet werden, hier, und nur so, einen Ausgleich zu dem Spannungsfeld Familie, Beruf und Schule zu finden. Nicht alle kriminellen Straftaten sind Gelegenheitsdelikte. Vielfach sind sie ganz einfach nichts anderes als der Ausbruch eines Protestes gegen die Gesellschaft. Vielleicht auch eine Auflehnung gegen die eigene Ich-Schwäche, eine Mutprobe, nur um sich selber beweisen zu können.
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