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Jugendstil, Werkstätten

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Nach einem äußerst gelungenen Umbau hat das Antiquariat und die Kunsthandlung Nebehay in der Annagasse zwei Räume gewonnen und darin ihre sogenannte „Art Gal-Ausstellung von Zeichnungen, Plakaten und Illustrationen von Alphonse Mucha (1860 bis 1939) eröffnet. Dieser in Wien ausgebildete vielseitige Entwerfer und Dekorateur, der ab 1887 in Paris arbeitete und in den neunziger Jahren mit seinen Plakaten für Sarah Bernhardt weltbekannt wurde, fand in Frankreich seinen eigenen Stil, der als „Style Mucha“ lange Zeit dort mit der „Art nouveau“ identisch wurde. Die Plakate der Ausstellung — die zum Teil aus dem

Besitz der Albertina stammen — zeigen in ihrem überreichen Dekor Zusammenhänge mit Makart — den Mucha verehrte — und den englischen Präraphaeliten. Ähnlich wie sie dachte Mucha keineswegs wirklich in der Fläche, sondern verflachte und „stilisierte“ eine durchaus akademisch-naturalistisch aufgefaßte Zeichnung. Vergleicht man etwa das beste ausgestellte Plakat Muchas, das für die Zigaretten „Job“, mit dem im Vorraum ausgehängten Plakat Toulouse-Lautrecs, so wird die ganze künstlerische Distanz deutlich. Sie ist auch aus den ausgestellten Zeichnungen ersichtlich, deren allzusehr für Gebrauchsgraphik gedachte Nettigkeit nicht an

Zeitgenossen wie Steinlen oder Fo-rain heranreicht. Trotzdem ist diese Ausstellung ebenso interessant wie die der Chinesischen Aquarelle aus der Zeit um 1820 im Oberstock, unter denen neben einigen recht hölzernen Arbeiten bei den Fischdarstellungen auch zwei Arbeiten eines Meisters zu finden sind.

Im Saal I des österreichischen Museums für angewandte Kunst ist derzeit eine Ausstellung untergebracht, die bereits in Graz zu sehen war und Arbeiten der „Wiener Werkstätte“ aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg und den zwanziger Jahren umfaßt. Leider sind die in Graz gezeigten Kartons von Gustav Klimt für den Stoclet-Fries nicht ausgestellt, und die Beschriftung der Ausstellung läßt zu wünschen übrig, aber die Leistungen zweier hervorragender Persönlichkeiten der Zeit

— Josef Hoffmann und Kolo Moser

— kommen gut zur Geltung. Von beiden sieht man Möbel, Metallarbeiten, Schmuck und Bucheinbände, von Hoffmann außerdem noch Porzellan, Gläser, Textilien, Lederarbeiten und modische Accessoires. — Von Schiele und Kokoschka werden ihre gebrauchsgraphischen Arbeiten für die „Werkstätten“ gezeigt, von C. O. Czeschka Kostümentwürfe, von Josef Engelhart Intarsienbilder und von Berthold Löfler Kostümbilder. In der Ausstellung ist es reizvoll, den Ubergang vom Jugendstil zur Art Decorative zu verfolgen, wobei manches wie eine Vorahnung des Bauhauses anmutet und einiges zeitlos schön geblieben ist.

Das „Kunstkabinett“ in der Riemergasse stellt nun, in seiner Bemühung um die Kunst der zwanziger Jahre, nahezu das gesamte graphische Werk von Stefan Eggeier (geboren 1894) vor, das stilistisch in der Nähe der Illustratoren des Jugendstils, der Zeitschriften „Jugend“' und „Pan“, aber auch des frühen Kubin und der Belgier James Ensor und Laermans steht. Eggelers Blätter haben in ihren Tonwerten und der Verteilung der Hell-Dunkel-Effekte oft hohe Qualität, sie sind sehr malerisch und suggestiv und kreisen in ihren Themen meist um Unheimliches und Liebe und Tod. Eine sehr dichte und eindringliche Ausstellung.

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