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Jugoslawien in Aufruhr

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Die kleinen Völker kommen unter die Räder

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Die kleinen Völker kommen unter die Räder

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Mit dem ständigen Schüren der Unruhen im serbisch bevölkerten Ostkroatien will Belgrad nach Ansicht slowenischer Beobachter (Seite 3) verhindern, daß der Kroate Stipe Mesic turnusmäßig im Mai das Amt des Vorsitzenden des jugoslawischen Staatspräsidiums übernimmt. Die Kämpfe zwischen serbischen Aufständischen und kroatischer Polizei - nach serbischer Lesart: zwischen serbischer und kroatischer Polizei - im Plitvicer-Nationalpark, die zwei Todesopfer forderten, sind nach Überzeugung der Kroaten Teil eines vom serbischen kommunistischen Präsidenten Slobodan Milosevic" inszenierten „Spiels mit dem Bürgerkrieg", um das politische Überleben der Kommunisten zu ermöglichen.

Wie FURCHE-Korrespondent Roland Hofwiler aus Belgrad berichtet, lenken die serbisch-kroatisehen Auseinandersetzungen vom Problem des seit etwa zwei Jahren politisch entmachteten Kosovo im serbischen Republiksverband ab. Den Albanern Jugoslawiens droht eine Zwangsassimilierung ungeahnten Ausmaßes. Das serbische Schulministerium diskutiert offen darüber, für das laufende Schuljahr den albanischen Lehrplan im Kosovo durch den serbischen ersetzen zu lassen. Der jetzige - so heißt es in Belgrad - vermittle vor allem in den Fächern Geschichte, Geographie und Musik „unverblümt nationalistische, faschistische und terroristische Inhalte". Die kleinen Völker der jugoslawischen Vielvölkerföderation - Ungarn, Mazedonier und Albaner - haben Angst, daß sie im Ringen der Republiken um einen Ausgleich völlig unter die Räder kommen.

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