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Jugoslawien: Menschenrechte nicht vergessen!

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Es ist erstaunlich, wie schnell von Politikern gute Vorsätze vergessen, wie leicht Probleme von ihnen übergangen werden können.

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Es ist erstaunlich, wie schnell von Politikern gute Vorsätze vergessen, wie leicht Probleme von ihnen übergangen werden können.

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Es ist erstaunlich, wie schnell von Politikern gute Vorsätze vergessen, wie leicht Probleme von ihnen übergangen werden können. Die Rede ist von dem Drama, das sich unmittelbar vor dem Tore Österreichs, in des Österreichers liebstem Ferienland, in Jugoslawien abspielt: Das Schicksal der Albaner im Kosovo, der blutige serbisch-albanische Konflikt.

Es ist noch gar nicht lange her,. da triumphierte der Gastgeber der KSZE in Wien über die Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte — und trotzdem spricht heute kein Politiker davon, daß in Jugoslawien, genauer in Serbien, der albanischen Mehrheitsbevölkerung im Kosovo gegenüber die grundlegenden Menschenrechte mit Füßen getreten werden, daß sich eine Nation gegenüber einem anderen Volk wie eine Kolonialmacht vergangener Epochen auf führt!

Niemand fragt in unseren Massenmedien nach der Stimme dieser Albaner; kein Albaner aus dem Kosovo artikuliert die Meinungen, Gefühle, Zielsetzungen seiner Landsleute. Der serbische Terror erstickt diese Stimmen.

Das Zauberwort „Konterrevolution“ hat viele Hunderte von Albanern seit 1981 zu Angeklagten in politischen Prozessen gestempelt, nicht weil sie Gewalttaten verübten, sondern weil sie albanischnationale Parolen geschrien und an Mauern geschmiert hatten.

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit wurden sie - meist Schüler und Studenten - zu oft langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Berufs- und Studienverbot, Konfiskation von Vermögen, Drohgebärden der Sicherheitsorgane — noch vor der Zuspitzung der Auseinandersetzungen der letzten Monate - sorgten für immer tiefere Abgründe von Haß und Mißtrauen.

Eine primitive Hetzpropaganda in serbischen Informationsmedien der letzten Jahre sollte die Albaner verteufeln und das übrige Jugoslawien auf den Plan rufen, um Serbien bei seinen Bemühungen um „sein Recht, die Stärkung seiner Position in Jugoslawien“, zu unterstützen. Diese Rechte haben sich die Serben inzwischen genommen. Durch das Mobilisieren von Emotionen, das Organisieren von Massendemonstrationen, durch brutales Eliminieren politischer Gegner setzten sie eine Änderung der serbischen Verfassung durch — und beschnitten damit die Rechte der mehrheitlich albanischen Bevölkerung in der bisher autonomen Provinz auf das empfindlichste. Justiz, Polizei und Unterricht sind von nun an im Kosovo in serbischen Händen!

Damit wurde ein Zustand wiederhergestellt, wie er zwischen den zwei Weltkriegen im serbisch dominierten „Königreich Jugoslawien“ geherrscht hatte.Sogar nach dem Krieg, bis 1966, verfolgten die Serben — mit Hilfe von Titos gehorsamem Innenminister Alexander Rankovic — die gleiche Politik, deren erklärtes Ziel es war, die Albaner zu assimilieren. Denn in den Augen der Serben sind sie erstens als Nicht- Slawen ein „Fremdkörper“ und haben daher kein Recht, dieses „urserbische“ Gebiet zu bewohnen, und zweitens werden sie als „Untermenschen“ betrachtet und behandelt.

Die Serben wollen offensichtlich ihre Geschichte rückgängig machen. Vor genau 600 Jahren verloren sie die Schlacht gegen die Türken auf dem Amselfeld. 300 Jahre später verloren sie das Gebiet zum zweiten Mal, als rund 100.000 Serben mit dem Patriarchen von Pėc an der Spitze dem glücklosen österreichischen Heer gen Norden folgten.

Daß im 19. und 20. Jahrhundert wiederholt serbische Kolonisatoren in das Gebiet, das im 13. bis 14. Jahrhundert Zentrum eines blühenden groß-serbischen Reiches gewesen war, gesandt wurden, kann aber die Tatsache nicht verdrängen, daß hier seit vielen Jahrhunderten Albaner, gemeinsam mit Serben und Montenegrinern, gelebt haben und stets die Mehrheit ausmachten.

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