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Junge Leute helfen

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Hochwasser in Osttirol: Mit Landrover und Schlauchboot fuhren die jungen Leute vom „Hospitaldienst" der Malteser noch am Freitag nachmittag ins Katastrophengebiet. Am Montag kam dann das Rote Kreuz. Ubers Wochenende aber wurde von den Maltesern erste Hilfe geleistet, das Vieh mit Futter versorgt und Hand angelegt, wo es notwendig war.

Erdbeben in Montenegro: Mit zehn Fahrzeugen, einer kompletten Spitalsausrüstung und einem Passierschein der jugoslawischen Botschaft schlugen sich die Leute vom Malteserorden nach Montenegro bis zur schwerbeschädigten Stadt Bar durch. Die anderen Hilfsorganisationen mußten in Titograd in den staatlichen Sammellagern ihre Spenden abliefern. Die Malteser konnten als einzige gleich an Ort und Stelle dem dortigen Bischof ihre Güter zur Verteilung übergeben. Ihnen war es geglückt, schnell und unbürokratisch zu helfen. .

Wird im Radio eine Katastrophe gemeldet, laufen auch schfin..die1Te-lephone heiß: „Tun wir was?" fragen die jungen Leute. Etwa 500 Mitarbeiter, zumeist junge Menschen, zählt der Malteser Hospitaldienst in ganz Österreich. In Wien und Innsbruck sind seine Hauptniederlassungen, in Salzburg, Graz und Linz gibt es Zweigstellen und in Güssing im Burgenland hat sich kürzlich eine Gruppe zusammengefunden.

Vor etwa 900 Jahren wurde dieser Orden zur Pflege der Kranken und für die Sorge der Flüchtlinge gegründet. Wenn auch der Katastropheneinsatz die spektakulärste Hilfeleistung darstellt, so ist doch das Ordenswerk auf die Betreuung der Alten und Kranken, neuerdings auch auf die Flüchtlinge in vielfältigen Formen gerichtet. Ab dem 18. Lebensjahrwerden Burschen und Mädchen nach einem Krankenpflegekurs für den „Hospitaldienst" aufgenommen. Sie arbeiten alle freiwülig und völlig unentgeltlich. Die Patienten werden zu Hause und fallweise auch im Krankenhaus betreut.

In Wien arbeiten die Malteser außerdem beim Krankentransport mit der Arbeitsgemeinschaft des Ärztefunkdienstes zusammen. Sechs Autos mit Funkeinrichtung stehen gleichwertig im Einsatz wie das Rote Kreuz und der Arbeitersamariterbund.

Der Ertrag aus den Krankentransporten kommt in eine Kasse, aus der größere Projekte finanziert werden. So wurde etwa aus den Trinkgeldern ein neuer Sanitätswagen angeschafft. Dieser „Haufen" junger Leute, wie ihr Kommandant Alexander Pallavi-cini sie nennt, opfert Freizeit und manchmal auch Studienzeit für ihren Einsatz.

Im Oktober vergangenen Jahres arrangierten sie einen Pilgerzug nach Rom, 378 Kranke und Behinderte nahmen daran teil. Sie wurden von 87 Ärzten, Sanitätern, Krankenschwestern, Priestern und Helfern aller Art betreut. Manche der Patienten hatten zehn Jahre lang ihr Zimmer nicht mehr verlassen.

Andere, kleinere Gruppen machen mit Alten und Behinderten fünf Tage Urlaub am Traunsee. Nicht nur ein Spaß" für die jungen Leute, mit diesen armen Kranken einige Tage zu verbringen und;; direkt rriit'ftem Leiden konfrontiert zu werden. Freiwillig aber haben sie sich verpflichtet, diesen Kranken-Urlaubseinsatz weiter auszubauen.

38.000 Dienststunden wurden im vergangenen Jahr insgesamt von ihnen geleistet. Wer jung und kräftig ist, pflegt und hebt die Kranken, verlädt Güter, fährt Einsätze. Die ältere Generation muß Geld, Waren und Beziehungen schaffen.

Mit dem gleichen Emblem, dem gespaltenen Kreuz, am Sanitätswagen leistet auch der evangelische Zweig, der Johanniterorden, seine Hilfsdienste. 40 junge Leute fahren mit drei Krankentransportwagen, arbeiten in der Heimkrankenhilfe und als Erste-Hilfe-Ausbildner.

Zwischen den beiden Ordenszweigen gibt es keine Konkurrenz. Alle setzen vereint ihre Kräfte ein, um in den verschiedensten Situationen rasch und ohne viel Bürokratie Hilfe zu bringen.

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